Identitätsdiebstahl: So reagieren Sie richtig auf Betrüger

Ihre Daten sind wahrscheinlich in die falschen Hände geraten, und Ihre Identität wird missbraucht, wenn Ihnen diese Beispiele bekannt vorkommen:

Sie erhalten Rechnungen für Waren, die Sie nie bestellt haben? Von Ihrem Konto wird Geld abgebucht, aber Sie haben nicht den Auftrag dazu erteilt? Sie besitzen angeblich ein Konto bei einer Bank, die Sie nicht kennen?

Hier finden Sie Tipps und Erläuterungen rund ums Thema Identitätsdiebstahl.

Wie kann ich mich vor Identitätsdiebstahl schützen?

Identitätsdiebstahl kann jeden treffen. Selbstschutz ist deshalb extrem wichtig.

Das sind unsere Tipps:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn Sie um persönliche Angaben gebeten werden, vor allem, wenn Sie unter Druck gesetzt werden.
  • Nutzen Sie bei Zahlungen immer die 2-Faktor-Authentifizierung.
  • Prüfen Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen. Wenden Sie sich an Ihre Bank oder das Kreditkartenunternehmen, wenn Sie Ungewöhnliches feststellen.
  • Auch wenn es praktisch ist: Hinterlegen Sie keine Kreditkarten als Zahlungsmittel in Online-Shops.
  • Nutzen Sie möglichst sichere Passwörter.
  • Meiden Sie öffentliche WLAN-Netze
  • Installieren Sie auf allen Geräten Software-Updates und ein Antivirenprogramm.
  • Laden Sie Apps nur von vertrauenswürdigen Quellen herunter.
  • Seien Sie sparsam beim Erteilen von Zugriffsberechtigungen für Apps.
  • Wenn Sie über soziale Medien merkwürdige Nachrichten von Freunden und Bekannten erhalten, wurden deren Konten vielleicht gehackt. Nehmen Sie über einen anderen Weg (z. B. Anruf) Kontakt mit der Person auf, von der die Nachricht angeblich stammt.
  • Seien Sie im Internet sparsam mit Details über Ihr Leben, denn manche Kundenkonten werden über vordefinierte Fragen geschützt (Beispiel: „Wie hieß Ihr erstes Haustier?“). Die Antwort sollte nicht in sozialen Netzwerken nachgelesen werden können.
  • Seien Sie mit der Weitergabe von Ausweisdokumenten äußerst zurückhaltend. Falls es doch unumgänglich ist, sollten Sie irrelevante Informationen schwärzen und ein Wasserzeichen verwenden. Hier finden Sie eine Anleitung.
  • Persönliche Unterlagen mit sensiblen Daten (z. B. alte Kontoauszüge) entsorgen Sie am besten mit Hilfe eines Aktenvernichters.
  • Legen Sie Sicherungskopien Ihrer digitalen Daten an, damit Sie durch die Installation einer Schadsoftware nicht zu Zahlungen gezwungen werden können.

Was passiert mit meinen Daten?

Wenn personenbezogene Daten gestohlen worden sind, ist der Schaden für Betroffene schwer abzuschätzen. Schon mit wenigen Informationen können im Internet Kundenkonten eröffnet und Verträge in Ihrem Namen abgeschlossen werden.

Beim sog. Warenkreditbetrug bestellen die Täter im Internet Produkte auf Rechnung. Sie benötigen also noch nicht einmal das Zahlungsmittel des Opfers. Die Lieferadresse weicht von der Rechnungsadresse ab, und die Täter geben eine eigene E-Mail-Adresse an. Das Paket wird an die Adresse der Betrüger geliefert, die Rechnung an die des Opfers. Oder die Täter fangen das Paket dank Sendungsverfolgung beim Postboten an der Tür ab. Die Ware kommt beim Betrüger an, die Rechnung beim Geschädigten.

Bleiben die Rechnungen aus diesem Onlinebetrug unbezahlt, folgen Mahnungen, und Betroffene müssen sich vielleicht zusätzlich auch noch mit einem Inkassobüro auseinandersetzen.

Warum muss ich den Identitätsdiebstahl Auskunfteien melden?

Auskunfteien sind gewerbliche, private Unternehmen, die Informationen sammeln, um die Kreditwürdigkeit/Bonität einer Person beurteilen zu können (z. B. Zahlungsfähigkeit, Zahlungswilligkeit, bestehende Verbindlichkeiten etc.). Die Bonität ist ein Wert, der die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls einer Person misst. Diese Bonitätsinformationen werden dann an Dritte wie Banken, Mobilfunkanbieter, Versicherungen oder Vermieter übermittelt. Unbezahlte Rechnungen wirken sich negativ auf die Kreditwürdigkeit aus. Sie dürfen aber nur dann berücksichtigt werden, wenn sie unbestritten sind. Deshalb ist es wichtig, ungerechtfertigte Forderungen nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern zu widersprechen

Tipp: Der Identitätsdiebstahl kann Auskunfteien mitgeteilt werden, damit rechtzeitig ein Vermerk in der eigenen Akte hinterlegt wird. Vorher müssen Sie eine Strafanzeige bei der Polizei stellen.

Kriminelle handeln mit gestohlenen Identitäten

Datendiebe verwenden gestohlene Daten übrigens nicht unbedingt selbst. Datensätze können auch weiterverkauft werden. Der Umschlagplatz für diese Ware ist das sog. Darknet. Besonders interessant für Betrüger sind Identitäten von Verbraucherinnen und Verbrauchern mit einer guten Bonität, die entweder noch zu jung sind, um eine negative Kredithistorie zu haben, oder sich aus verschiedenen Gründen nur eingeschränkt mit Ihren Finanzen beschäftigen.

Das Darknet ist ein Teil des Internets, der mit Hilfe des TOR-Browsers und eines Proxys aufgerufen werden kann. Es ermöglicht, im Internet anonym zu bleiben. Die beim Surfen verschickten und empfangenen Datenpakete werden in diesem Netzwerk mehrfach verschlüsselt und auf stetig wechselnden Wegen verschickt, sodass der Standort eines Nutzers geheim bleibt und ihm auch keine Inhalte zugeordnet werden können. Im Darknet gibt es geheime Seiten, die Kriminelle für ihre Zwecke nutzen, z. B. um gestohlene Daten zu verkaufen.

Tipp: Hier können Sie prüfen, ob Ihre E-Mail-Adresse von einem Datenleck betroffen ist: Identity Leak Checker des Hasso-Plattner-Instituts.

Betrüger versuchen mit den gestohlenen Daten oft, Bankgeschäfte zu tätigen, aber auch Sozial- oder Versicherungsleistungen können mit einer gestohlenen Identität in Anspruch genommen werden. Ihre Patientenakte könnte dann falsche Informationen enthalten. Oder jemand weist sich gegenüber der Polizei mit Ihrem Personalausweis aus. Der gestohlene Ausweis kann von Cyberkriminellen auch manipuliert werden. Im schlimmsten Fall könnten so in Ihrem Namen Straftaten begangen werden.

Mit einer gestohlenen Identität können Kriminelle zum Beispiel Mobilfunkverträge in fremdem Namen abschließen, um von der Polizei nicht identifiziert werden zu können. Nichts ahnende Verbraucherinnen und Verbraucher können plötzlich mit schwerwiegenden Anschuldigungen konfrontiert werden, weil Ihnen angeblich eine Telefonnummer gehört, die in Verbindung zu einer Straftat steht.

Gelangen Bank- und Kreditkartennummern oder Kontonummern und Zugangsdaten in die Hände von Kriminellen, ist es für diese leicht, Waren auf fremde Kosten zu bestellen. Sie können dann auch Überweisungen tätigen, Konten leeren und den Dispo ausreizen. Konten und Kreditkarten können mit anderen Zahlungsdienstleistern verknüpft werden, so dass sie für die Betrüger einfacher zu nutzen sind.

Mit einem Ausweisdokument können auch neue Bankkonten auf den Namen des Betrugsopfers eröffnet werden. Dazu wenden sich die Betrüger an Direktbanken, die ihr Geschäft über das Internet betreiben. Das von diesen Banken verwendete Video-Ident-Verfahren, das eine Identitätsprüfung ermöglichen soll, lässt sich jedoch überlisten. Die so eröffneten Konten können für weitere Straftaten wie zum Beispiel Geldwäsche genutzt werden.

Meine Identität wurde gestohlen! Was soll ich jetzt tun?

Den Identitätsdiebstahl bemerken Verbraucherinnen und Verbraucher leider erst, wenn unerwartete Rechnungen eintreffen oder verdächtige Kontobewegungen auftreten. Wann, wo und welche Daten gestohlen wurden, lässt sich nicht immer mit Sicherheit feststellen. Auch nicht, wie viel Zeit zwischen dem Diebstahl und dem Datenmissbrauch vergangen ist.

Wenn Sie betroffen sind, sollten Sie auf jeden Fall Anzeige bei der Polizei erstatten. Das geht sogaronline. Wenden Sie sich auch an Ihre BankVersicherungen, oder Gemeinde. Auch Zahlungsdienstleister, wie z.B. PayPal oder Klarna, sollten Sie kontaktieren. Je nachdem, welche Informationen gestohlen wurden, müssen Sie Ihre Vertragspartner informieren und neue Dokumente beantragen. Wurden die Daten Ihrer Kreditkarte missbraucht, benötigen Sie nicht unbedingt einen neuen Personalausweis. Die Beantragung eines neuen Ausweises lässt das alte Dokument ungültig werden. Es kann dann zum Beispiel kein neues Konto damit eröffnet werden. Auch Ihre Kreditkarte sollten Sie sperren lassen, denn diese lässt sich leicht mit weiteren Konten verknüpfen. 

Der deutsche Sperrnotruf 116 116 ist auch aus dem europäischen Ausland erreichbar. Dieser Service wird von einem gemeinnützigen Verein angeboten und ermöglicht das Sperren von u. a. Bankkarten, SIM-Karten, Online-Banking-Zugängen und elektronischen Personalausweisen mit nur einem Anruf, sofern die Banken mit dem Verein kooperieren. Natürlich können Sie auch jedes Bankinstitut, von dem Sie eine Karte besitzen, einzeln anrufen.

Außerdem können Sie in Erwägung ziehen, eine Kreditsperre einrichten zu lassen. Es ist dann nicht mehr möglich, neue Konten in Ihrem Namen zu eröffnen. Da Sie in der Regel nicht wissen, wie Ihre Daten gestohlen wurden, ist es ratsam, Ihren Computer, Laptop oder Ihr Smartphone auf Viren zu überprüfen. Stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Software-Updates ausgeführt haben, bevor Sie anfangen, Ihre Passwörter zu E-Mail-Konten, Online-Shops und weiteren Online-Diensten zu ändern.

Check-Liste: Was tun bei Identitätsdiebstahl?

  • Anzeige bei der Polizei erstatten
  • Neuen Ausweis beantragen
  • Hausbank informieren
  • Zahlungskarten sperren lassen
  • Neue Bankkarten beantragen
  • Kontobewegungen im Blick behalten
  • Geräte auf Viren überprüfen
  • Zugangsdaten zu Onlinediensten ändern
  • Unberechtigten Rechnungen widersprechen
  • den Daten-Diebstahl auch bei Auskunfteien melden

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