Betrug auf Second-Hand-Plattformen wie Vinted – und was Sie dagegen tun können
Sie haben ein Schnäppchen auf einer europäischen Second-Hand Online-Plattform wie Vinted gefunden, bezahlt und erhalten.
Doch beim Auspacken stellen Sie fest, dass das Paket Neuware und eine Rechnung enthält, beispielsweise von Zalando, Douglas oder Weltbild.
Wenn dies der Fall ist, sind Sie mutmaßlich Opfer eines Betruges geworden, der als "Zalando-Masche" bekannt ist.
Wir erklären Ihnen, was Sie nun tun müssen. Handeln Sie sofort, denn selbst ein Plattform-Käuferschutz hilft nur sehr eingeschränkt und im schlimmsten Fall droht Ihnen Ärger vom Inkassobüro.
Zusammenfassung der "Zalando-Masche"
Beim Dreiecksbetrug (bekannt als "Zalando-Masche") sind drei Personen beteiligt. Der betrügende Verkäufer, der seriöse Online-Händler und der Verbraucher.
- Der Verbraucher bestellt beim betrügenden Verkäufer über ein Online-Portal wie Vinted und bezahlt an das Portal. Das Online-Portal zahlt an den betrügenden Verkäufer, sobald der Käuferschutz abgelaufen ist.
- Der betrügende Verkäufer bestellt bei einem seriösen Online-Händler und lässt die Ware an den Verbraucher liefern.
- Der Verbraucher packt aus. Die Ware ist in einem einwandfreien Zustand.
- Im Paket befindet sich allerdings eine weitere Rechnung, und zwar die des seriösen Online-Händlers. Oder es kommt einige Zeit später eine Mahnung des seriösen Online-Händlers per Post. Und im schlimmsten Fall eine Zahlungsaufforderung seitens eines Inkasso-Büros.
- Das Geld, das der Verbraucher über das Online-Portal an den betrügenden Verkäufer bezahlt hat, ist in vielen Fällen weg.
Wie kann ich die "Zalando-Masche" erkennen, um nicht darauf hereinzufallen?
- Schauen Sie sich den Account des Verkäufers genau an: wann wurde das Benutzerkonto erstellt? Wie viele Produkte werden angeboten? Welche Art von Produkten? Ein junger Account mit einigen wenigen Produkten, die man jederzeit überall bestellen kann, sollte Sie skeptisch machen. Ebenso, falls das Produkt mit Herstellerfotos statt privaten Fotos beworben wird.
- Angebote, die preislich sehr attraktiv sind, sollten Sie aufmerksam werden lassen. Was zu gut scheint, um wahr zu sein, ist es meist auch. Die Masche ist allerdings auch bei Angeboten anzutreffen, die kein Schnäppchen sind.
- Bewertungen des Verkäufers können ein Indiz sein, sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Bewertungen lassen sich fälschen. Manchmal hinterlassen Käufer auch eine positive Bewertung, noch bevor sie merken, dass sie der hier beschriebenen betrugsmasche aufgesessen sind. (Tipps zu Online-Bewertungen: Warum sind Online-Bewertungen so wichtig? | evz.de).
- Bitten Sie den Verkäufer sofort um einen Link zur Sendungsverfolgung und prüfen Sie, ob die Adresse des Verkäufers mit der Absenderadresse übereinstimmt. Gibt es hier Ungereimtheiten, ist dies ein starker Hinweis auf einen möglichen Betrug.
- Öffnen Sie Pakete sofort nach der Lieferung. Sonst ist die Frist für den Käuferschutz eventuell schon verstrichen und das Geld von der Plattform an die Täter ausbezahlt. Beispielsweise gilt der Käuferschutz bei Vinted nur zwei Tage nach Erhalt des Pakets!
- Wird die Ware im Originalkarton geliefert, sollten Sie prüfen, wer genau der Absender ist: der Verkäufer von der Plattform oder ein Shop, bei dem Sie nicht selbst bestellt haben?
- Liegt der Lieferung die Rechnung eines Shops bei, bei dem Sie nicht bestellt haben, müssen Sie schnell handeln. Das Zeitfenster für einen eventuell auf der Plattform bestehenden Käuferschutz schließt sich schnell. Manchmal bleiben nur wenige Tage. Danach zahlt die Plattform an den betrügerischen Verkäufer aus.
- Achtung, falls das Paket gar nicht kommt: Bestätigen Sie auf keinen Fall den Warenerhalt, auch wenn der Verkäufer das von Ihnen fordert, um angeblich das Geld erstatten zu können.
Was tun, wenn ich auf die Betrugsmasche hereingefallen bin?
- Aktivieren Sie sofort den Käuferschutz auf der Online-Plattform (falls verfügbar und von Ihnen gebucht) und melden Sie damit den Betrug. Zum Beispiel müssen Sie auf der Plattform Vinted im Chat mit dem Verkäufer auf "Ich habe ein Problem" klicken. Oft haben Sie dafür nur wenige Tage Zeit! Auf Vinted sind es beispielsweise lediglich zwei Tage nach Erhalt der Ware.
- Gehen Sie zur Polizei und erstatten Sie Anzeige. Dies ist bei jeder Polizeidienststelle und je nach Bundesland auch online möglich: BKA - Onlinewachen der Landespolizeien.
- Schreiben Sie den seriösen Händler an, der Ihnen die Ware geliefert hat und informieren Sie ihn, dass Sie Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sind. Fügen Sie die Anzeige bei der Polizei bei. Viele Shops kennen die Masche, sind kulant, nehmen die Ware wieder zurück und stornieren die Rechnung.
- Als zusätzliche Absicherung können Sie auch von Ihrem regulären 14tägigenWiderrufsrechtbeim seriösen Händler Gebrauch machen. Nutzen Sie hierzu unseren Musterbrief.
- Versuchen Sie, die Zahlung per Kreditkarte oder Zahlungsdienstleister rückgängig zu machen (Wir erklären das Chargeback-Verfahren). Auch mit dieser Methode müssen Sie schnell handeln.
- Informieren Sie die Online-Plattform über den betrügerischen Account, selbst wenn Sie keinen Käuferschutz gebucht haben.
- Warnen Sie andere Nutzer durch entsprechende Bewertungen des Verkäufers.
Wie funktioniert der Betrug auf Second-Hand-Plattformen wie Vinted?
Beim Kauf auf einer Second-Hand Online-Plattform wie beispielsweise Vinted erhält der betrügerische Verkäufer viele Daten des Käufers: Name, Postadresse, E-Mail. Das Problem: der betrügerische Verkäufer ist überhaupt nicht in Besitz des beworbenen Artikels, er gibt dies nur vor!
Stattdessen legt der Betrüger mit den ergatterten Daten ohne Kenntnis des Käufers ein neues Kundenkonto bei einem anderen, seriösen Online-Händler an, der die beworbene Ware im Angebot hat. Anschließend bestellt er das Produkt und lässt es an den Käufer liefern.
Die Ware wird vom seriösen Händler an den Käufer geliefert. Die Sache hat nur einen Haken: Der Käufer erhält nun zusätzlich eine Rechnung des seriösen Händlers. Dabei hat der Käufer den vermeintlichen Kaufpreis doch bereits an die Online-Plattform entrichtet.
Viele Verbraucher und Verbraucherinnen können zunächst gar nicht einordnen, was ihnen hier gerade passiert ist. Es handelt sich um einen Dreiecksbetrug, der den Käufersschutz auf Plattformen für Gebrauchtwaren wie Vinted aushebelt. Bekannt geworden ist dieses Vorgehen als "Zalando-Masche". Unser Schaubild unten zeigt, wie die Betrugsmasche funktioniert.
Dabei nutzen die betrügerischen Verkäufer jede Möglichkeit, Zeit zu gewinnen. Denn: Viele Online-Shops legen ihre Rechnungen nicht mehr ins Paket, sondern versenden diese nur noch per E-Mail. Um zu verhindern, dass der hereingelegte Käufer zeitnah skeptisch wird, lassen die Betrüger die Rechnung an ihre eigene E-Mail-Adresse senden. Auch Folgemahnungen gehen so an die Betrüger. Der Käufer erhält erst eine Zahlungsaufforderung, wenn der seriöse Shop ihn postalisch kontaktiert oder den Betrag von einem Inkassobüro eintreiben lässt.
Am Ende hat der betrügerische Verkäufer das Geld von der Plattform erhalten und den Käuferschutz erfolgreich ausgehebelt. Und der Käufer soll die Ware noch einmal bezahlen. Auch wenn der seriöse Shop sich bereit erklärt, die Ware zurückzunehmen und die Rechnung auszubuchen, steht der Käufer am Ende trotz Bezahlung an die Plattform ohne Ware da.
Wo kann ich Opfer dieser Betrugsmasche werden?
Sie können Opfer dieser Betrugsmaschine auf allen Plattformen werden, die ihre Kundendaten für den Versand an die Verkäufer weitergeben. Dies ist unter anderem auf Vinted der Fall.
Die Dreiecksbetrug-Methode ist zwar als "Zalando-Masche" bekannt geworden, kann aber alle Online-Händler betreffen, die Bezahlung auf Rechnung anbieten. Dazu zählen in Deutschland unter anderem auch Douglas und Weltbild.
Internet-Falle melden
Sie sind an einen Fake-Shop geraten oder in eine Abofalle getappt? Sie haben eine unseriöse Nachricht erhalten oder sind auf andere Weise Opfer eines Betrugsversuchs geworden?
Dann melden Sie es der „Watchlist Internet“. Experten der unabhängigen Internetplattform prüfen Ihre Meldung und warnen andere Nutzerinnen und Nutzer vor Internetfallen.
Finanziert durch die Europäische Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors / der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder des Europäischen Innovationsrates und der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen (EISMEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür zur Verantwortung gezogen werden.