Work & Travel, Au-Pair & Co.: Warum länger bleiben nachhaltig ist

Lesezeit: 7 Minuten

Work & Travel, Au-Pair und Freiwilligenarbeit unterscheiden sich vom Kurzurlaub: Statt nur ein paar Tage bleiben Reisende mehrere Monate bis hin zu einem Jahr im anderen Land.

Die Anreise ist zwar trotzdem mit CO2-Emissionen verbunden. Besonders dann, wenn man fliegt.

Jedoch kann diese Umweltbelastung auf eine längere Aufenthaltsdauer umgerechnet werden.

Weitere Vorteile: Man kann einen intensiven Kontakt mit Einheimischen aufbauen, sich kulturell integrieren und authentische Erfahrungen machen.

Warum also nicht im Sinne des nachhaltigen Reisens länger bleiben?

Wir geben Tipps für die Vorbereitung und zeigen, warum auch Ziele in Europa attraktiv sind.

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Zusammenfassung: Länger bleiben statt Kurzurlaub

  • Bei langen Auslandsaufenhalten ist das Verhältnis zwischen Anreise (oft per Flugzeug) und Aufenthaltsdauer in einem nachhaltigeren Verhältnis als bei Kurzurlauben.
  • Viele denken an Neuseeland oder Kanada. Work & Travel, Au-Pair oder Freiwilligenarbeit kann man aber auch in Europa machen. Dies hat sogar einige Vorteile.
  • Frag genau nach, welche Leistungen enthalten sind, bevor Du Dich für einen kommerziellen Reise-Anbieter entscheidest.

Welche Arten von längeren Auslands-Aufenthalten gibt es?

Neben einem Auslands-Studium oder -Praktikum gibt es Reiseformen wie Work and Tavel, Au-Pair und Freiwilligenarbeit im Ausland.  

Wir geben einen Überblick und Beispiele für Angebote in Europa.

Work & Travel

Work & Travel ist eine Kombination aus Reisen und Arbeiten.

Durch spontan Aushilfs- oder Gelegenheitsjobs wie Erntehelfer oder Kellner finanziert man sich die Reise.

Meist muss man mindestens 18 Jahre alt sein und Englisch sprechen. Für manche Jobs braucht man einen Führerschein.

Beliebte Zielländer sind Australien, Neuseeland oder Kanada.

Doch auch in Europa gibt es zahlreiche Möglichkeiten wie Farmarbeit in Norwegen oder Jobs in der Tourismusbranche in Portugal oder Spanien.

Au-Pair

Als Au-Pair betreut man in einer Gastfamilie Kinder und hilft im Haushalt.

Dafür darf man bei der Familie wohnen. Manchmal gibt es zusätzlich Taschengeld.

Die Aufenthaltsdauer geht von sechs Monaten bis zu einem Jahr. Je nach Vereinbarung liegt die Wochenarbeitszeit bei 20 bis 30 Stunden.

Der Vorteil ist, dass man sofort ins Familienleben integriert wird.

Leider kommt es aber auch vor, dass man als Au-Pair als günstige Arbeitskraft angesehen und wenig freundlich behandelt wird.

Innerhalb Europas sind zum Beispiel Irland oder Frankreich beliebte Zielländer.

Freiwilligenarbeit

Bei der Freiwilligenarbeit engagierst Du Dich ohne finanzielle Gegenleistung für einen guten Zweck.

Du kannst Sie im eigenen Land, aber genauso fast überall auf der Welt machen. Unterkunft und Mahlzeiten werden oft gestellt.

In Europa gibt es Angebote für Tier- und Umweltschutz zum Beispiel in Spanien oder Kroatien. Oder für Kinderbetreuung in beispielsweise Rumänien.

Freiwilligenarbeit kann staatlich organisiert sein (zum Beispiel der Bundesfreiwilligendienst). Diese Programme sind meist auf sechs bis 24 Monate angelegt.

Auf der anderen Seite gibt es den sogenannten Volunteer Tourism oder Voluntourismus. Er stellt eine Urlaubsreise dar, bei der man Arbeitsstunden in ein Projekt investiert. Die Mindestdauer ist oft wesentlich kürzer.

Die Kritik am Volunteer Tourism

Kommerzielle Reiseunternehmen würden ihn auch dann anbieten, wenn es überhaupt keinen Bedarf an Helfern gebe. Das würde der lokalen Bevölkerung mehr schaden als nutzen.

Auch die kurze Dauer sei problematisch. Vor allem bei der Arbeit mit Kindern kann es kontraproduktiv sein, wenn Bezugspersonen häufig wechseln.

Verbraucher sollten sich gut informieren, bevor sie sich für ein Angebot entscheiden.

Tipps für alle 3 Reiseformen

Viele Anbieter sind kommerziell und man sollte gut recherchieren, bevor man sich für einen entscheidet.

Frag genau nach, was das Programm beinhaltet.

  • Was ist im Preis inbegriffen? (Übernachtung, Art der Übernachtung, Anreise, Verpflegung, Sprachkurs usw.)
  • Wie viele Stunden Arbeitszeit sind vorgesehen (gerade bei Freiwilligenarbeit und Au-Pair)?
  • Kann ich die Reise vorzeitig abbrechen (z.B. wenn ich krank werde)?

Die Alternative: Den Aufenthalt auf eigene Faust organisieren.

Ein guter Helfer ist dabei unsere kostenlose App "APP ins EU-Ausland".

Für 15 Zielländer in Europa kannst Du dort alles Wichtige nachlesen zu Themen wie Arbeitsverträge, Steuern, Versicherungen, Spartipps und vieles mehr.

Reiseziel auswählen: Warum nicht Europa statt Übersee?

Wenn es um Auslandsaufenthalte geht, entscheiden sich viele für entfernte Länder wie Australien, Neuseeland, die USA oder Kanada.

Hier hat man kaum eine andere Wahl, als das Flugzeug zu nehmen, und somit die am wenigsten klimafreundliche Form der Anreise.

Natürlich kann man die Ökobilanz durch eine CO2-Kompensation verbessern. Ungeschehen machen kann man die Emissionen jedoch nicht.

Nicht zuletzt deswegen können auch nähere Ziele wie Spanien, Portugal, Frankreich oder die Niederlande attraktiv sein.

Klimaschonende Anreise

Innerhalb Europas sind nahezu alle Gegenden mit Bahn oder Bus zu erreichen. Längere Strecken können nach dem Motto "der Weg ist das Ziel" gestückelt werden.

Warum nicht auf der Fahrt von Deutschland nach Spanien in Frankreich aussteigen und die Reise schon dort beginnen lassen?

Mit dem Nachtzug kommst Du sogar schlafend von Berlin nach Malmö, von München nach Budapest oder an einige andere Ziele.

Wer lieber das Auto nimmt, kann Mitfahrer mitnehmen. Finden und vernetzen kann man sich über Gruppen in sozialen Netzwerken.

Soziokulturelle Nachhaltigkeit

Bezieht man die soziokulturelle Nachhaltigkeit mit ein, macht es Sinn, das Zielland auch nach den eigenen Sprach- und Landeskenntnissen auszusuchen.

Sprichst Du schon die Landesprache und hast Dich mit der lokalen Politik auseinandergesetzt, kann die Erfahrung für Dich und die Menschen vor Ort nachhaltiger ausfallen.

Andere Option: Manche Programme beinhalte Sprachkurse (zum Beispiel bei Erasmus-Aufenthalten), sodass Du die Sprache auch vor Ort erlernen kannst.

Vorteile eines Auslandsaufenthalts in Europa

  • Kein Visum nötig: EU-Bürgerinnen und -Bürger können ohne Visum in EU-Länder, Island, Liechtenstein und die Schweiz einreisen. Auch ein Arbeitsvisum ist innerhalb der EU nicht notwendig. Alles, was Du brauchst, ist ein gültiges Ausweis-Dokument.
  • Wohnsitz muss nicht umgemeldet werden: In den ersten drei Monaten musst Du Deinen Wohnsitz nicht auf das andere Land ummelden. Nach den drei Monaten musst Du Dich gegebenenfalls im neuen Land anmelden (je nachdem, was dort gilt).
  • Gleiche Währung: Die meisten EU-Länder haben den Euro. Du musst also keine Währung wechseln. Auch in den Ländern, die eine eigene Währung haben, brauchst Du oft kein Bargeld. In Skandinavien zum Beispiel ist es üblich, selbst kleine Beträge mit Karte zu bezahlen.
  • Europäische Krankenversicherungskarte: Dank der sogenannten EHIC kannst Du Dich bei Notfällen in anderen EU-Ländern behandeln lassen. Meist befindet sie sich auf der Rückseite der nationalen Krankenversicherungskarte.
  • Keine Roaming-Gebühren: In anderen EU-Ländern kannst Du Deine mobilen Daten wie zu Hause und ohne zusätzliche Gebühren nutzen. Gleiches gilt für Telefonieren und SMS. Wenn man sich länger als 4 Monate im Ausland aufhält, kann es sein, dass der Mobilfunkanbieter Gebühren verlangt.
  • Kein neues Bankkonto nötig: Dank des SEPA-Verfahrens ist es möglich, Überweisungen in andere EU-Länder zu machen. In Drittstaaten muss man bei längeren Aufenthalten oft ein Konto eröffnen, um ein Gehalt bekommen oder Miete bezahlen zu können.

Fortbewegung: Flugzeug möglichst vermeiden

Hast Du ein Auto zur Verfügung oder mietest eines, gilt natürlich: Je mehr Insassen, desto besser die Öko-Bilanz pro Kopf.

Die Suche nach Mitfahrern ermöglicht es außerdem, neue Leute kennenzulernen.

Und was geht über einen Roadtrip mit anderen Weltenbummlern?

Wenn die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, kannst Du vor Ort öffentliche Verkehrsmittel wie Zug oder Bus nutzen.

Versuche, auf Inlandsflüge zu verzichten. Wer etwas Zeit mitbringt, kann auch auf anderem Wege ein Land durchqueren und schon unterwegs tolle Erfahrungen machen.

Trotzdem fliegen: Tipps für Dein Öko-Gewissen

  • Mache eine CO2-Kompensation: Für wenig zusätzliches Geld kannst Du nachhaltige Projekte unterstützen. Informiere Dich vorher, ob es sich um eine seriöse Initiative handelt
  • Buche einen Direktflug: Flüge mit Zwischenstopps sind zwar oft günstiger, jedoch auch belastender für die Umwelt
  • Wähle die Airline bewusst: Wer fliegt besonders CO2-sparend?

Umweltfreundliche Unterbringung

Bei längren Aufenthalten kommt man oft in Gastfamilien oder Wohngemeinschaften unter. Beim Rumreisen können einem auch andere Formen des Übernachtens unterkommen.

Gütesiegel können ein Anhaltspunkt für eine umweltfreundliche Unterkunft sein. Genau so gibt es aber auch nachhaltige Unterbringungen, die kein Siegel haben.

Gerade kleinere private Angebote sind oft nicht nur authentisch, sondern auch viel umweltswchonender als etwa ein Luxus-Hotelkomplex.

Checkliste: Woran erkenne ich eine nachhaltige Unterkunft?

  • Werden Speisen von lokalen Anbietern bezogen?
  • Wird versucht, Müll einzusparen und wird recycelt?
  • Wird auf energieintensive Geräte wie dauerhaft laufende Klimaanlagen verzichtet?
  • Wird die Unterkunft vielleicht sogar von der Gemeinde verwaltet? Hier kommen die Einnahmen oft direkt dem Gemeinwohl zugute

Erasmus & Interrail: Nachhaltig durch Europa

Das größte und bekannteste Förderprogramm für Auslandsaufenthalte in Europa ist das Erasmus-Programm bzw. Erasmus+.

Es richtet sich an junge Menschen, die in einem anderen Land studieren, ein Praktikum absolvieren oder einen Freiwilligendienst machen wollen.

Neben der finanziellen Unterstützung ist hier auch soziale und kulturelle Nachhaltigkeit ein Punkt.

Es werden Sprachkurse angeboten, welche die Integration im neuen Land fördern. Durch Netzwerke wie das Erasmus Student Network (ESN) werden Studierende vor Ort aufgefangen und haben die Möglichkeit, an zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen und neue Leute kennenzulernen.

Informationen zu Erasmus bietet unter anderem die Europäische Kommission sowie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD).

 

Das Interrail-Programm ermöglicht es, ganz ohne Flugzeug quer durch Europa zu kommen, und zwar mit dem Zug.

Das Ticket zu einem gestaffelten Festpreis gilt für einen bestimmten Zeitraum, in dem man sich flexibel in 33 Ländern bewegen kann. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene und Senioren können Interrail nutzen.

Weitere Tipps für Green Traveler

Mit diesen einfachen Tipps kannst Du Deinen ökologischen Fußabdruck kleinhalten und trotzdem das Beste aus Deiner Reise herausholen.

  • Wasser und Plastik sparen: Nimm eine wiederbefüllbare Trinkflasche mit. Aber Achtung, trinke nur Wasser, das als Trinkwasser ausgewiesen ist. Wie auch zu Hause kannst Du beim Duschen und beim Abwasch Wasser sparen.
  • Probiere landestypische Speisen in lokalen Restaurants und vermeide internationale Ketten, die du vielleicht ohnehin schon kennst.
  • Viele spannende Ausflugsziele sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Die sportliche Betätigung inklusive
  • Vermeide Orte, an denen Massentourismus herrscht. Locals können Dir sicher weniger bekannte Orte nennen und Geheimtipps geben.
  • Wähle von Einheimischen hergestellte Souvenirs. Oder wie wäre es mit Spezialitäten wie Ölen, Getränken oder haltbaren Speisen aus der Region?

Nach der Reise: Die Nachhaltigkeit mit in den Alltag nehmen

Du hast auf Reisen neue Kniffe für Deinen nachhaltigen Lifestyle entdeckt? Nimm Dir vor, sie auch zu Hause anzuwenden und integriere sie in Deinen Alltag.

Sprich über Deine Erfahrungen, so dass auch andere Menschen davon profitieren und durch Dich einer neuen Kultur begegnen können.

Denjenigen, die unter dem sogenannten Rückkehrer-Blues leiden, sei gesagt: Nach der nachhaltigen Reise ist vor der nachhaltigen Reise!

Nutze Deine Erfahrungen und plane schon jetzt, wie der nächste Aufenthalt noch umweltbewusster werden kann.

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