Roaming in der EU: Alles, was Sie wissen müssen

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Roaming-Gebühren in der EU sind abgeschafft. Trotzdem können Telefonieren und die Nutzung mobiler Daten in Europa teuer werden. Wir erklären Ihnen, wie Sie Kosten sparen können.

Zusammenfassung: Roaming in der EU

  • Bei Reisen ins EU-Ausland können Sie über Roaming Ihren Mobilfunktarif ohne Zusatzkosten nutzen (z. B. Telefonate, SMS oder mobile Daten).
  • Außerhalb der EU (z. B. USA, Schweiz, Türkei) können für die Handynutzung hohe Roaming-Gebühren auf Sie zukommen. Hier lohnt sich eventuell das Hinzubuchen einer Auslandsoption.
  • Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland fallen nicht unters Roaming, sondern sind weiterhin internationale Anrufe.
  • Halten Sie sich länger als 4 Monate im EU-Ausland auf, kann der Mobilfunkanbieter Roaming-Gebühren verlangen.
  • Kostenfalle bei Kreuzfahrten und Fähren: Bordnetze werden meist per Satellitentechnik betrieben. Die Gesprächsminute kann dabei bis zu 5 Euro oder mehr kosten.
  • Deaktivieren Sie das Roaming auf Ihrem Smartphone oder Tablet in Grenznähe zu Drittstaaten (z. B. Deutschland - Schweiz), um sich vor unerwünschten Kosten zu schützen.

Was kostet Roaming in der EU?

In den meisten Fällen bezahlen Sie für die Nutzung Ihres Handys in anderen EU-Ländern nicht extra. 

Dank EU-Roaming (Englisch für herumwandern, schlendern) können Sie Ihren Mobilfunk-Heimtarif, zum Beispiel All-Net-Flat, bei Reisen in ein anderes EU-Land ohne Roaming-Gebühren für Telefonate, Textnachrichten (SMS) oder mobiles Internet nutzen. Dies gilt auch für Prepaid-Handys.

Dies gilt übrigens auch für den Empfang von Anrufen oder Nachrichten, die sie während Ihres Auslandsaufenthalts erhalten.

Ist die Roaming-Funktion auf Ihrem Gerät aktiviert, verbindet es sich automatisch mit einem erreichbaren Mobilfunknetz, sobald das deutsche Netz außer Reichweite ist.

Achtung
Nationale Tarife ohne Roaming-Paket, zum Beispiel eine Deutschland-Flat, funktionieren lediglich im Heimatland.

Befinden Sie sich außerhalb der EU, zum Beispiel in der Schweiz, in der Türkei oder in den USA, können weiterhin hohe Roaming-Gebühren anfallen.

Wenn Sie nach Großbritannien reisen, ist es vom jeweiligen Provider abhängig, ob Sie Roaming-Gebühren bezahlen müssen oder nicht. 

Achtung
Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland sind weiterhin internationale Anrufe und fallen nicht unter das Roaming.

 

Wo gilt EU-Roaming?

Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern.

Video anschauen: Die drei Roaming-Fallen erklärt

Kostenfalle 1: Kreuzfahrtschiffe und Fähren

Wer mit dem Schiff unterwegs ist, sei es an der Nordsee, Ostsee, im Mittelmeer oder an der Atlantikküste, sollte beim mobilen Telefonieren vorsichtig sein.

Denn trotz Roaming-Verordnung können hohe Kosten entstehen.

Der Grund: An Bord kommen spezielle Schiffsnetzbetreiber zum Einsatz, die das Telefonieren und mobile Surfen via Satellit zur Verfügung stellen.

Die Gesprächsminute kann hierbei bis zu 5 Euro oder mehr kosten.

Sie sollten sich daher vor Reisebeginn beim Reiseveranstalter oder bei der Kreuzfahrtgesellschaft über das jeweilige Schiffsnetz und die Tarife informieren.

Fragen Sie ausdrücklich nach dem bordeigenen WLAN und den Kosten für die Nutzung.

Achtung

Wenn Sie sich in der Nähe eines Kreuzfahrtschiffes oder einer Fähre befinden, zum Beispiel an einer Hafenpromenade, kann es ebenfalls passieren, dass sich Ihr Handy in das schiffseigene Netz einwählt.

Und dann kann es teuer werden.

Kostenfalle 2: Mit dem Smartphone über WLAN Call telefonieren

Viele Mobilfunkanbieter bieten ihren Kunden mittlerweile die Möglichkeit, Telefonate über WLAN-Call (Voice over Wi-Fi, kurz: VoWiFi) zu tätigen.

Beim WLAN-Call handelt es sich nicht um das Telefonieren über Messenger-Dienste, sondern um Telefonate über jedes zugängliche WLAN-Netz im In- und Ausland.

Ist diese Funktion auf Ihrem Smartphone oder Tablet aktiviert und haben Sie einen WLAN-Call-Vertrag bei Ihrem Anbieter abgeschlossen, wird das Daten-Roaming nicht berücksichtigt. WLAN-Anrufe werden wie Auslandstelefonate berechnet und fallen nicht unter die Roaming-Verordnung. 

Bei einem Aufenthalt in einem anderen EU-Land kann das dann schnell zu Mehrkosten führen. Schauen Sie in Ihrem Vertrag nach, wie ihr Anbieter diese Anrufe abrechnet. Die meisten Anbieter behandeln WLAN-Telefonie wie (teure) Anrufe von Deutschland ins Ausland. 

Roaming außerhalb der EU kann schnell teuer werden

Wenn Sie Ihr Mobiltelefon außerhalb der EU nutzen, beispielsweise in der Schweiz, in der Türkei oder in den USA, gilt der Grundsatz „Roam like at home“ nicht. Es gelten also nicht die heimischen Tarife. Ihr Mobilfunkanbieter kann die Preise für die Handynutzung selbst festlegen.

Informieren Sie sich am besten vor Ihrer Reise, wie Sie mit Ihrem Tarif im EU-Ausland im mobilen Internet surfen oder telefonieren können. Die Informationen finden Sie in Ihrem Vertrag und in den AGB. In der Regel sind die Kosten wesentlich teurer als die Kosten für die Nutzung innerhalb der EU.

In folgenden europäischen Ländern können Mobifunkanbieter für die Handynutzung Aufschläge berechnen Schweiz, Türkei, Andorra, San  Marino, Vatikanstadt, Albanien, Montenegro, Ukraine, Moldawien, Kasachstan, Russland, Belarus, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, je nach Provider Großbritannien.

Tipps

  • Auslandsoption für Mobilfunktarife: Einige Anbieter verkaufen Datenpakete für die Nutzung des Smartphones außerhalb der EU. Überprüfen Sie vorab, ob sich der Erwerb eines solchen Datenpakets für Sie lohnt. Allerdings besteht kein rechtlicher Anspruch darauf, dass der Provider Ihnen eine solche Option anbietet.
     
  • Überprüfen Sie auch, ob sich der Kauf einer SIM-Karte eines Anbieters im Urlaubsland lohnt.
     
  • Alternativ können Sie sich über WLAN-Hotspots (am Flughafen, im Hotel, im Restaurants oder in der Stadt) ins Internet einwählen und über Messenger-Dienste wie FaceTime, WhatsApp, Signal, Skype, Telegram oder Zoom telefonieren und Nachrichten versenden.

 

Roaming in Grenznähe zu Drittstaaten

Vor allem beim Aufenthalt in Grenzregionen, beispielsweise an der deutsch-schweizerischen Grenze, kann es passieren, dass sich das Smartphone automatisch in das ausländische Mobilfunknetz einwählt.

Dadurch können hohe Roaming-Kosten entstehen, ohne, dass Sie es gleich bemerken.

Dass sich das Handy in ein ausländisches Netz einwählt, kann sogar bei größerer Entfernung zur Landesgrenze passieren. 

Prüfen Sie auf dem Smartphone oder Tablett, in welchem Netz Sie sich befinden, und wählen Sie gegebenenfalls manuell das passende Mobilfunknetz aus.

Deaktivieren Sie in Grenznähe das Roaming, oder buchen Sie eine Auslandsoption hinzu. 

 

Roaming-Optionen von Telekom, O2, Vodafone, Aldi-Talk und Co

Wenn Sie die Regelungen Ihres Mobilfunkanbieters nachschlagen wollen, dann suchen Sie deren Webseite auf. Dort finden Sie meistens die Roaming-Regeln. Für einige Telefonanbieter finden Sie die Roaming-Erläuterungen hier:

Fragen und Antworten zum Roaming in der EU

Bis 2032 wird es keine Roaming Gebühren in der EU geben.

Seit 1. Juli 2022 gelten verbesserte Rechte beim Roaming:

  • Der gebuchte Tarif soll im Ausland in gleicher Qualität zur Verfügung stehen. Wer also 5G gebucht hat, soll auch 5G bekommen, sofern verfügbar.
     
  • Der Notruf soll in der gesamten EU, Island, Liechtenstei und Norwegen kostenfrei angerufen werden können.

Seit dem Wegfall der Roaming-Gebühren innerhalb der EU fallen keine Kosten für das Surfen in anderen EU-Ländern an. Es ist allerdings möglich, dass Sie nicht Ihr komplettes Datenvolumen ausschöpfen können.

Das die Roaming-Gebühren innerhalb der EU abgeschafft wurden, können Sie in Frankreich, Italien oder Österreich zum gleichen Tarif wie zu Hause telefonieren. Es kann allerdings sein, dass Sie bei den mobilen Daten nicht Ihr volles Datenvolumen ausschöpfen können.

Bei normalen Urlaubsreisen profitieren Sie fast immer von Roaming.

Sobald Sie sich länger als vier Monate im Ausland aufhalten, kann der Handyprovider Roaming-Gebühren berechnen.

Wenn Sie sich langfristig im Ausland aufhalten möchten, können Sie darüber nachdenken, eine ausländische Prepaid-SIM-Karte oder sogar einen Vertrag abzuschließen.

Ein Mobilfunkvertrag kann sich vor allem für Langzeitaufenthalte ab einem Jahr lohnen.

Deutsche Studierende im EU-Ausland, die weiterhin an einer deutschen Universität oder Hochschule eingeschrieben sind, sollten das Ihrem Mobilfunkanbieter rechtzeitig mitteilen.

Ihr Betreiber muss Ihnen bei der Überquerung der Landesgrenze mitteilen, wie groß das Datenvolumen beim Roaming ist.

Wenn Sie in Ihrem Mobilfunktarif ein unbegrenztes Datenvolumen haben, muss Ihr Anbieter Ihnen ein großes Volumen für das Daten-Roaming zur Verfügung stellen.

Überschreiten Sie das vorgegebene Datenlimit, können Sie zwar weiterhin das Daten-Roaming nutzen, allerdings entstehen Ihnen zusätzliche Kosten.

Wir raten dringend davon ab, deutsche 0180-Nummern aus dem Ausland anzurufen.

Diese sind nämlich ortsunabhängige Sonderrufnummern und werden von vielen Unternehmen für ihre Kunden-Hotlines verwendet.

Für Gespräche innerhalb Deutschlands wird hier ein Festpreis pro Minute oder pro Gespräch berechnet.

Unternehmen müssen diesen Preis zusammen mit der Nummer angeben.

Die Preise gelten allerdings nur für Anrufe aus Deutschland.

Wählen Sie daher aus dem Ausland stattdessen die normale Festnetznummer mit Ortsvorwahl.

Kostenlose 0800-Rufnummern funktionieren vom Ausland aus in der Regel nicht.

Kostenlose Gespräche aus dem Ausland nach Deutschland beginnen stattdessen mit einer 00800-Nummer.

Wenn Sie im EU-Ausland sind und dort eine Sonderrufnummer des Landes anrufen, können ebenfalls hohe Kosten entstehen.

In der Regel sind die Anrufe nur für Verbraucher kostenlos, die einen Mobilfunktarif aus dem jeweiligen Land haben.

Für deutsche Verbraucher ist das allerdings nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, ob eine Nummer eine Sonderrufnummer ist.

Tipp
Wählen Sie, falls vorhanden, eine Festnetznummer mit Ortsvorwahl oder suchen Sie im Internet nach der Service-Hotline für Verbraucher aus Deutschland.

Die Weltzonen 1, 2 und 3 beziehen sich auf verschiedene Ländergruppen, für die unterschiedliche Roaming-Konditionen gelten. Die Kosten für Anrufe, SMS und mobile Daten variieren je nach Weltzone. Normalerweise sind die Kosten in der Weltzone 1 am niedrigsten und steigen mit jeder weiteren Weltzone an. 

Wenn Sie ein Android Smartphone nutzen:

Gehen Sie auf "Einstellungen". Dann wählren Sie die Option "Verbindungen" aus. Dann gehen Sie auf "mobile Netzwerke" oder "Mobilfunknetz". 

Wenn Sie ein I-Phone nutzen:

Gehen Sie auf "Einstellungen". Dann wählen Sie den Unterpunkt "Mobilfunk" aus. Dann gehen Sie auf Mobile Daten - Datenoptionen - Roaming aus. 

"EU-Roaming inklusive" bedeutet, dass Sie in allen EU-Mitgliedstaaten wie zu Hause telefonieren, im Internet surfen oder SMS verschicken können. Allerdings kann es vorkommen, dass Sie nicht das komplette Datenvolumen nutzen können.

Wenn Sie von Deutschland ins EU-Ausland telefonieren, fällt das nicht unter das Roaming, weil Sie in Ihrem eigenen Handy-Netz sind. Für solche internationalen Anrufe kann Ihr Anbieter infolgedessen höhere Kosten verlangen als für innerdeutsche Telefonate. 

Die Europäische Union hat eine Kostengrenze festgelegt. Diese gilt sowohl fürs Handynetz als auch fürs Festnetz. 

Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland dürfen maximal 19 Cent plus Mehrwertsteuer pro Gesprächsminute kosten. Der Versand einer SMS maximal 6 Cent plus Mehrwertsteuer pro SMS.

 

 

Finanziert durch die Europäische Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors / der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder des Europäischen Innovationsrates und der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen (EISMEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür zur Verantwortung gezogen werden.