Roaming: Gibt es Roaming-Gebühren in der EU?
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Egal wohin die Reise geht, in den meisten Fällen haben wir unser Smartphone oder Tablet immer mit im Gepäck.
Ein kurzer Blick auf das Display verrät, wie weit es noch bis zur nächsten Sehenswürdigkeit ist oder wann das Restaurant um die Ecke öffnet. Oder vielleicht doch noch schnell ein Erinnerungsfoto in die Familiengruppe posten.
Innerhalb der EU ist das Roaming kein Problem, da Sie mit Ihrer deutschen SIM-Karte genauso telefonieren oder im mobilen Internet surfen können, wie zu Hause („Roam like at home“). Und das ohne Zusatzgebühren.
Außerhalb der Europäischen Union, zum Beispiel in den USA, in der Schweiz oder in der Türkei, können für die Handynutzung hingegen hohe Roaming-Gebühren auf Sie zukommen.
Wir verraten Ihnen, welche Besonderheiten Sie außerdem weiterhin beim Roaming beachten sollten.
Bis 2032 keine Roaming-Gebühren in der EU
Die EU-Mitgliedstaaten haben sich für eine Verlängerung des Wegfalls der Roaming-Gebühren um weitere zehn Jahre ausgesprochen.
Seit 01. Juli 2022 gelten verbesserte Rechte beim Roaming:
- Der gebuchte Tarif soll im Ausland in gleicher Qualität zur Verfügung stehen. Wer also 5G gebucht hat, soll auch 5G bekommen, sofern verfügbar.
- Der Notruf soll in der gesamten EU, Island, Liechtenstein und Norwegen kostenfrei angerufen werden können.
Zusammenfassung: Roaming-Gebühren in der EU
- Bei Reisen ins EU-Ausland können Sie über Roaming Ihren Mobilfunktarif ohne Zusatzkosten nutzen (z. B. Telefonate, SMS oder mobile Daten).
- Außerhalb der EU (z. B. USA, Schweiz oder Türkei) können für die Handynutzung hohe Roaming-Gebühren auf Sie zukommen. Hier lohnt sich eventuell das Hinzubuchen einer Auslandsoption.
- Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland fallen nicht unters Roaming, sondern sind weiterhin internationale Anrufe.
- Halten Sie sich länger als 4 Monate im EU-Ausland auf, kann der Mobilfunkanbieter Roaming-Gebühren verlangen.
- Kostenfalle bei Kreuzfahrten und Fähren: Bordnetze werden meist per Satellitentechnik betrieben. Die Gesprächsminute kann dabei bis zu 5 Euro kosten.
- Deaktivieren Sie das Roaming auf Ihrem Smartphone oder Tablet in Grenznähe zu Drittstaaten (z. B. Deutschland - Schweiz), um sich vor unerwünschten Kosten zu schützen.
- Was ist eigentlich Roaming?
- Wie lange kann ich Roaming im Ausland nutzen?
- Daten-Roaming: Darf der Mobilfunkanbieter mein Datenvolumen im Ausland drosseln?
- Roaming außerhalb der EU kann schnell teuer werden
- Kostenfalle: Kreuzfahrtschiffe und Fähren
- Mit dem Smartphone über WLAN Call telefonieren
- Deutsche Sonderrufnummern aus dem Ausland anrufen
Was ist eigentlich Roaming?
Dank Roaming (englisch für herumwandern, schlendern) können Sie Ihren Mobilfunk-Heimtarif, zum Beispiel All-Net-Flat, bei Reisen in ein anderes EU-Land ohne Roaming-Gebühren für Telefonate, Textnachrichten (SMS) oder mobiles Internet nutzen.
Dies gilt übrigens auch für den Empfang von Anrufen oder Nachrichten, die sie während Ihres Auslandsaufenthalts erhalten.
Ist die Roaming-Funktion auf Ihrem Gerät aktiviert, verbindet es sich automatisch mit einem erreichbaren Mobilfunknetz, sobald das deutsche Netz außer Reichweite ist.
Befinden Sie sich außerhalb der EU, zum Beispiel in der Schweiz, in der Türkei oder in den USA, können weiterhin hohe Roaming-Gebühren anfallen.
Wenn Sie nach Großbritannien reisen, fallen für deutsche Mobilfunkkunden derzeit weiterhin keine Roaming-Gebühren an. Ab 2022 könnte sich dies nach Angaben einiger Mobilfunkanbieter allerdings ändern. Bereits beschlossen sind ab Januar 2022 Roaming-Gebühren für einen Großteil der britischen Mobilfunkkunden, wenn diese in die EU reisen.
Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland sind weiterhin internationale Anrufe und fallen nicht unters Roaming.
Wie lange kann ich Roaming im Ausland nutzen?
Bei normalen Urlaubsreisen profitieren Sie fast immer vom Roaming.
Sobald Sie sich länger als vier Monate im Ausland aufhalten, kann der Handyprovider Roaming-Gebühren berechnen.
Wenn Sie sich langfristig im Ausland aufhalten möchten, können Sie darüber nachdenken, eine ausländische Prepaid-SIM-Karte oder sogar einen Vertrag abzuschließen.
Ein Mobilfunkvertrag kann sich vor allem für Langzeitaufenthalte ab einem Jahr lohnen.
Deutsche Studierende im EU-Ausland, die weiterhin an einer deutschen Universität oder Hochschule eingeschrieben sind, sollten das Ihrem Mobilfunkanbieter rechtzeitig mitteilen.
Daten-Roaming: Darf der Mobilfunkanbieter mein Datenvolumen im Ausland drosseln?
Ihr Betreiber muss Ihnen bei der Überquerung der Landesgrenze mitteilen, wie groß das Datenvolumen beim Roaming ist.
Wenn Sie in Ihrem Mobilfunktarif ein unbegrenztes Datenvolumen haben, muss Ihr Anbieter Ihnen ein großes Volumen für das Daten-Roaming zur Verfügung stellen.
Überschreiten Sie das vorgegebene Datenlimit, können Sie zwar weiterhin das Daten-Roaming nutzen, allerdings entstehen Ihnen zusätzliche Kosten (Obergrenze 2021: maximal 3,00 EUR / GB zzgl. MwSt.).
Roaming außerhalb der EU kann schnell teuer werden
Vor allem beim Aufenthalt in Grenzregionen, beispielsweise an der deutsch-schweizerischen Grenze, kann es passieren, dass sich das Smartphone automatisch in das ausländische Mobilfunknetz einwählt.
Dadurch können Ihnen hohe Roaming-Gebühren entstehen ohne, dass Sie es zunächst merken.
Dass sich Ihr Handy in ein ausländisches Netz einwählt, kann sogar bei größerer Entfernung zur Landesgrenze passieren.
Tipps zum Roaming in Grenznähe zu Drittstaaten
- Deaktivieren Sie in Grenznähe das Roaming oder buchen Sie eine Auslandsoption hinzu.
- Prüfen Sie auf dem Smartphone oder Tablet, in welchem Netz Sie sich befinden und wählen Sie gegebenenfalls manuell das passende Mobilfunknetz aus.
Auslandsoption für Mobilfunktarife
Nationale Tarife ohne Roaming-Paket, zum Beispiel Deutschland-Flat, funktionieren lediglich im Heimatland.
Informieren Sie sich am besten vor Ihrer Reise, wie Sie mit Ihrem Tarif im EU-Ausland im mobilen Internet surfen oder telefonieren können.
Eventuell können Sie eine Auslandsoption hinzubuchen. Allerdings besteht kein rechtlicher Anspruch darauf, dass der Provider Ihnen eine solche Option anbietet.
In einem Land außerhalb der EU, wo die Roaming-Gebühren sehr hoch sein können, lohnt sich ein Zusatzpaket fast immer.
Alternativ können Sie sich über WLAN-Hotspots (am Flughafen, im Hotel, im Restaurants oder in der Stadt) ins Internet einwählen und über Messenger-Dienste wie FaceTime, WhatsApp, Signal, Skype, Telegram oder Zoom telefonieren und Nachrichten versenden.
Kostenfalle 1: Kreuzfahrtschiffe und Fähren
Wer mit dem Schiff unterwegs ist, sei es an der Nordsee, Ostsee, im Mittelmeer oder an der Atlantikküste, sollte beim mobilen Telefonieren vorsichtig sein.
Denn trotz Roaming-Verordnung können hohe Kosten entstehen.
Der Grund: An Bord kommen spezielle Schiffsnetzbetreiber zum Einsatz, die das Telefonieren und mobile Surfen via Satellit zur Verfügung stellen.
Die Gesprächsminute kann hierbei bis zu 5 Euro kosten.
Sie sollten sich daher vor Reisebeginn beim Reiseveranstalter oder bei der Kreuzfahrtgesellschaft über das jeweilige Schiffsnetz und die Tarife informieren.
Fragen Sie ausdrücklich nach dem bordeigenen WLAN und die Kosten für die Nutzung.
Achtung
Wenn Sie sich in der Nähe eines Kreuzfahrtschiffes oder einer Fähre befinden, zum Beispiel an einer Hafenpromenade, kann es ebenfalls passieren, dass sich Ihr Handy in das schiffseigene Netz einwählt.
Und dann kann es teuer werden.
Kostenfalle 2: Mit dem Smartphone über WLAN Call telefonieren
Viele Mobilfunkanbieter bieten ihren Kunden mittlerweile die Möglichkeit, Telefonate über WLAN-Call (Voice over Wi-Fi, kurz: VoWiFi) zu tätigen.
Beim WLAN-Call handelt es sich nicht um das Telefonieren über Messenger-Dienste, sondern um Telefonate über jedes zugängliche WLAN-Netz im In- und Ausland.
Ist diese Funktion auf Ihrem Smartphone oder Tablet aktiviert und haben Sie einen WLAN-Call-Vertrag bei Ihrem Anbieter abgeschlossen, wird das Daten-Roaming nicht berücksichtigt. WLAN-Anrufe werden wie Auslandstelefonate berechnet und fallen nicht unter die Roaming-Verordnung.
Bei einem Aufenthalt in einem anderen EU-Land kann das dann schnell zu Mehrkosten führen. Schauen Sie in Ihrem Vertrag nach, wie ihr Anbieter diese Anrufe abrechnet. Die meisten Anbieter behandeln WLAN-Telefonie wie (teure) Anrufe von Deutschland ins Ausland.
Deutsche Sonderrufnummern aus dem Ausland anrufen
Wir raten dringend davon ab, deutsche 0180-Nummern aus dem Ausland anzurufen.
Diese sind nämlich ortsunabhängige Sonderrufnummern und werden von vielen Unternehmen für ihre Kunden-Hotlines verwendet.
Für Gespräche innerhalb Deutschlands wird hier ein Festpreis pro Minute oder pro Gespräch berechnet.
Unternehmen müssen diesen Preis zusammen mit der Nummer angeben.
Die Preise gelten allerdings nur für Anrufe aus Deutschland.
Wählen Sie daher aus dem Ausland stattdessen die normale Festnetznummer mit Ortsvorwahl.
Kostenlose 0800-Rufnummern funktionieren vom Ausland aus in der Regel nicht.
Kostenlose Gespräche aus dem Ausland nach Deutschland beginnen stattdessen mit einer 00800-Nummer.
Ausländische Sonderrufnummern
Wenn Sie im EU-Ausland sind und dort eine Sonderrufnummer des Landes anrufen, können ebenfalls hohe Kosten entstehen.
In der Regel sind die Anrufe nur für Verbraucher kostenlos, die einen Mobilfunktarif aus dem jeweiligen Land haben.
Für deutsche Verbraucher ist das allerdings nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, ob eine Nummer eine Sonderrufnummer ist.
Tipp
Wählen Sie, falls vorhanden, eine Festnetznummer mit Ortsvorwahl oder suchen Sie im Internet nach der Service-Hotline für Verbraucher aus Deutschland.