Anlage-Betrug: Das steckt hinter der Masche mit falscher Promi-Werbung
Mit wenig Zeitaufwand und nur einem kleinen Startkapital von 250 Euro schnell viel Geld verdienen. Das klingt für viele interessant. Wenn dann auch noch Prominente wie Peter Maffay, Dieter Hallervorden oder Tim Mälzer diese angeblich todsicheren Geldanlage-Tipps geben, kann doch nichts schief gehen, oder?
Vorsicht! Dahinter steckt eine fiese Betrugsmasche. Wir erklären Ihnen, woran Sie den Anlagen-Betrug erkennen und wie Sie sich davor schützen können.

So funktioniert die Masche mit Anlage-Betrug
Immer wieder stoßen Verbraucherinnen und Verbraucher auf dubiosen Werbeanzeigen – sei es auf eigentlich seriösen Webseiten (z. B. die Startseite von Email-Anbietern wie web.de, gmx.de oder t-online.de) oder Suchmaschinen wie Google, Bing und Yahoo. Die Promis dienen dabei als Lockvögel. In vermeintlich glaubwürdigen Artikeln wird über Tipps zum Geldanlegen von Prominenten wie Peter Maffay, Dieter Hallervorden oder auch Tim Mälzer berichtet. Das Versprechen: schnell und ohne viel Aufwand reich werden. Eine Masche, die Verbraucherinnen und Verbraucher zur Investition auf fragwürdigen Cybertrading-Plattformen bewegen soll.
Gefälschte Internet-Artikel mit Promis als Lockvogel
Mit Klick auf diese Werbeanzeige kommen Nutzerinnen und Nutzer auf täuschend echte Internet-Artikel in der Optik von Nachrichtenportalen wie tagesschau.de oder bild.de. In einem Fall, der dem Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland vorliegt, wird in einem gefälschten Tagesschau-Artikel behauptet, dass die Deutsche Bundesbank Peter Maffay wegen seiner Äußerungen in der Talkshow von Markus Lanz verklage. Angeblich soll der Musiker in der TV-Sendung über eine todsichere Geldanlage-Möglichkeit mit Bitcoin-Software gesprochen haben. Das ist jedoch alles frei erfunden, wie correctiv berichtete. Die Aufzeichnung hat jedoch in dieser Form nie stattgefunden und Maffay hat niemals solche Aussagen getroffen. Das Bildmaterial stammt zwar aus der Talkshow, dabei ging es jedoch um ganz andere Themen.
Über einen Link kommen Interessierte auf eine professionell wirkende Trading-Plattform, auf der sie sich mit ihren Kontaktdaten anmelden müssen. Diese Plattformen geben meist vor, im europäischen Ausland zu sitzen.
Broker drängen zu immer höheren Zahlungen
Die Anmeldung geht meist schnell und unkompliziert. In einem letzten Schritt muss dann noch ein Geldbetrag als Anfangsinvestition ausgewählt werden. Diese können schon bei 250 bis 500 Euro beginnen, aber auch über 1.000 Euro liegen. Sobald die Betroffenen ihre Kontaktdaten dort angegeben haben, meldet sich ein vermeintlicher Anlageberater (Broker) per Telefon, mit dem das Konto verifiziert und eingerichtet werden soll. Das Konto (Depot) würde dann mit der Überweisung des Startkapitals aktiviert werden.
Von da an rufen die vermeintlichen Anlagenberater fast täglich an. Häufig mit einer technisch manipulierten Vorwahl aus dem Ausland (London, Paris, Wien etc.). Sie bauen gezielt über Wochen oder Monate das Vertrauen zu ihren Opfern auf, um diese zu weiteren Zahlungen zu verleiten. Einen aktiven Zugriff auf ihr Konto haben die Kundinnen und Kunden jedoch nicht. Sie können nur die Entwicklungen nachverfolgen, wie der investierte Geldbetrag innerhalb kurzer Zeit angeblich enorm wächst. Häufig verschaffen sich die Berater mit der Software „AnyDesk“ oder „TeamViewer“ Fernzugriff auf den Rechner ihrer Opfer, um Änderungen oder Zahlungen zu autorisieren. Dadurch haben die Betrüger freie Hand, können ohne Einfluss der Betroffenen agieren und so noch mehr Daten abgreifen.
Wollen Betroffene sich nach einiger Zeit den Geldbetrag aus ihrem Depot auszahlen lassen, beginnen jedoch die Probleme: Die Betrüger knüpfen eine Auszahlung der Rendite an weitere Bedingungen, fordern angebliche Gebühren für Notar, Versicherungen, Geldwäschezertifikate sowie Steuern oder brechen den Kontakt völlig ab.
Angeblich todsichere Tipps von Dieter Hallervorden, Peter Maffay oder Helene Fischer - das SWR-Verbrauchermagazin Marktcheck berichtete über die fiese Masche. Hier gehts zum Beitrag in der Mediathek: Betrüger fälschen Promi-Werbung und kassieren mit falschen Geldanlagen!

Das Geschäft mit Cybertrading – Wer steckt hinter dem Anlage-Betrug?
Diese Betrugsmasche ist auch unter dem Begriff Cybertrading Fraud bekannt. Dabei werden im Internet vermeintliche Aktien, Devisen oder Kryptowährungen zum Handel angeboten. Jedoch ist das völlig frei erfunden und die Aktien oder Kryptowährungen, in die Betroffene investieren, existieren nicht wirklich. Auch das vermeintliche Handelskonto (Depot), dass die Betroffenen einsehen können, ist ein Fake. Das eingezahlte Geld hat nie ‚gearbeitet‘. Es wird von den Betrügern direkt einbehalten.
In Wahrheit sind die Anbieter perfide Betrüger, deren Ziel es ist, möglichst hohe Summen von ihren Opfern zu bekommen . Die vermeintlichen Unternehmen agieren meist aus Call-Centern im Ausland und sind Teil krimineller Netzwerke, die europaweit tätig sind.
Wie kann man sich vor Anlagen-Betrug schützen?
Seien Sie wachsam! Falls Sie einen ähnlichen Internet-Artikel lesen, in denen Prominente vermeintliche Versprechungen machen, schnell und ohne Aufwand reich zu werden: Schauen Sie genau hin, bevor sie über einen Link Kontaktdaten preisgeben. Wie aber erkennt man den Betrug? Im Folgenden erklären wir, woran Sie die Anlagen-Betrüger entlarven können.
Anlagen-Betrug erkennen: Das sollte Sie stutzig machen
Die Werbeanzeigen sind gezielt darauf ausgelegt, Menschen durch anscheinend glaubwürdige und märchenhafte Erfolgsgeschichten zu täuschen. Viele solcher Betrugsanzeigen erwecken den Eindruck, von seriösen Nachrichtenportalen zu stammen. Darin werden jedoch gefälschte Zitate und Videos von prominenten Personen verwendet, die technisch manipuliert wurden. Das alles dient dazu, Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Tatsächlich sind diese Beiträge niemals bei der Tagesschau oder anderen Medien erschienen. Die gezeigten Beiträge sind gesponserte Inhalte (Artikel mit dem Hinweis „Anzeige“ oder „Gesponsert“ gekennzeichnet). Diese werden von Agenturen und Drittanbietern automatisiert eingespielt und wurden vorher nicht auf Seriosität geprüft. Oft entscheidet ein Algorithmus, was den Nutzerinnen und Nutzern angezeigt wird. Die Betreiber einer Webseite haben darauf jedoch keinen Einfluss.
Tipp
Kopieren Sie die Schlagzeile des vermeintlichen Artikels und geben Sie diese ins Suchfeld einer Suchmaschine ein. Gibt es noch andere Treffer zu dem Thema? Auch ein Blick auf die URL in der Internet-Adresszeile hilft, die Fälschung zu enttarnen. Denn diese stimmt meist nicht mit der korrekten Adresse des Nachrichtenportals (z. B. tagesschau.de) überein.
Seien Sie skeptisch, wenn Webseiten über Erfolgsgeschichten von Einzelpersonen berichten, die angeblich super schnell reich geworden sind. Hohe Renditen in extrem kurzer Zeit sind eher unrealistisch zu erreichen.
Werden Sie ebenfalls misstrauisch, wenn behauptet wird, ein Anbieter hätte „exklusive Handelsgeheimnisse“ oder eine „spezielle Software“, die nur Ihnen zugänglich sei. Oft üben die Betrüger mit Dark Patterns Druck aus, indem Sie angeben, dass das Angebot begrenzt sei. Achten Sie darauf, ob die Webseite ein Impressum hat oder Angaben zur zuständigen Aufsichtsbehörde macht.
Checkliste: So können Sie sich schützen
- Ignorieren Sie Angebote, die unrealistisch erscheinen oder schnelle Gewinne versprechen.
- Klicken Sie nicht auf unbekannte Links oder Werbebanner, selbst, wenn diese auf seriösen Plattformen erscheinen.
- Sind Sie unsicher, ob das Angebot seriös ist? Suchen Sie in Online-Foren nach Erfahrungen von anderen Nutzerinnen und Nutzern, die möglicherweise schon auf ähnliche Betrügereien gestoßen sind.
- Geben Sie keine Daten (Name, E-Mail, Telefonnummer) auf unbekannten Plattformen preis.
- Nutzen Sie Erweiterungen für den Internetbrowser, die vor betrügerischen Webseiten warnen.
- Bevor Sie sich für einen Dienst anmelden, informieren Sie sich über den Anbieter beziehungsweise die Trading-Plattform. Gibt es ein Impressum? Steht das Unternehmen in der Unternehmensdatenbank der BaFin?
- Geben Sie unbekannten Dritten keinesfalls mit einer Software wie „TeamViewer“ oder „AnyDesk“ Fernzugriff auf Ihren Rechner.
Was, wenn Sie bereits auf Anlagen-Betrug hereingefallen sind?
Sie haben den Verdacht, von einem Betrug betroffen zu sein? Haben Sie bereits Geld investiert und innerhalb kurzer Zeit Gewinne gemacht? Kontaktiert Sie Ihr Anlageberater regelmäßig und ermutigt Sie teilweise sehr aufdringlich noch mehr Geld in das Depot zu investieren? Oder sollen Sie etwa auf einmal Gebühren oder Steuern zahlen, um die Rendite ausgezahlt zu bekommen? Wenn Sie eine oder mehrere Fragen mit „ja“ beantworten können, könnte es sich um Anlage-Betrug handeln.
Das sollten Sie tun:
- Brechen Sie den Kontakt mit den Betrügern sofort ab. Bleiben Sie standhaft und gehen Sie nicht ans Telefon, wenn die Täter immer wieder erneut (auch unter einer neuen Nummer) anrufen. Oft schimpfen die vermeintlichen Broker und behaupten, sie selbst würden nun in Schwierigkeiten geraten, wenn kein Geld mehr fließt. Oder aber sie drohen mit dem Gericht oder der Polizei, weil der Verbraucher einen verbindlichen Vertrag eingegangen sei. Legen Sie sofort auf. Lassen Sie sich auf kein Gespräch mehr ein. Die Täter sind psychologisch gut geschult und wischen Nachfragen oder Bedenken vermeintlich plausibel gekonnt vom Tisch.
- Zahlen Sie auf gar keinen Fall weitere Summen, egal was die Täter behaupten.
- Haben Sie den Verdacht, auf Anlage-Betrug hereingefallen zu sein, nehmen Sie sofort mit Ihrer Bank oder Ihrem Kreditkartenanbieter Kontakt auf. Bitten Sie diesen darum, das Geld zurück zu buchen (Chargeback bei Kreditkartenzahlungen). Je nach Fall, sollten Sie ebenfalls Konto und Karten sperren lassen (z. B. wenn Überweisungen gemeinsam mit dem Broker über „TeamViewer“ getätigt wurden) sowie die Zugangsdaten (Passwort) ändern.
- Hatten die Betrüger via „AnyDesk“ & Co. Zugriff auf den Rechner, nutzen Sie diesen nicht und deinstallieren Sie das Programm. Im Zweifel Hilfe bei einem IT-Service holen.
- Dokumentieren Sie den Fall und erstatten Sie bei der nächsten Polizei-Dienststelle oder online eine Strafanzeige.
- Melden Sie den Sachverhalt auch der BaFin.
Sie glauben, Betrügern ins Netz gegangen zu sein? Wir beraten Sie kostenlos:
Haben Sie eine Frage zu Ihren Verbraucherrechten oder möchten Sie eine Beschwerde gegen einen Anbieter aus dem EU-Ausland, Island, Norwegen oder dem Vereinigten Königreich einreichen? Dann nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf.
Opfer von Anlage-Betrug haben geringe Aussicht auf Schadenersatz
Teilweise erleiden die Betrugs-Opfer einen hohen finanziellen Schaden. In extremen Fällen gelangen Betroffene in existenzgefährdende Situationen, wenn diese etwa ihre gesamten Ersparnisse, Erbschaften oder sogar Immobilien verspekulieren. Allein in Bayern wurden seit 2019 laut der Zentralstelle für Cyberkriminalität insgesamt Anzeigen von rund 350 Millionen Euro zum Thema Anlage-Betrug verzeichnet.
Kommt man an sein Geld wieder dran? Ist das Geld erst weg, haben es Betroffene schwer. Die Chancen, den Schaden zu ersetzen, sind nämlich gering. Wer mit Kreditkarte bezahlt hat, kann versuchen sich mit einem Chargeback das Geld zurückzuholen. Das ist jedoch nicht garantiert.
Schwieriger wird es bei Überweisungen: Denn hat Ihre Bank bereits den Auftrag ausgeführt, lässt sich die Zahlung nicht mehr rückgängig machen. Ein Anruf bei Ihrer Bank kann dennoch helfen. Schnelles Handeln erhöht möglicherweise die Erfolgschancen: Je nach Zeitfenster lässt sich die Zahlung rückgängig machen. Hierfür können jedoch Kosten entstehen.
Falls Sie eine Versicherung abgeschlossen haben, die möglicherweise auch Cyberrisiken abdeckt, oder eine spezielle Cyberversicherung, könnte diese unter Umständen einen Teil des Schadens übernehmen.
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