Widerrufsrecht beim Online-Einkauf: Wann kann ich einen Vertrag widerrufen?

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn Sie online einkaufen, per Telefon etwas bestellen oder außerhalb von Geschäftsräumen einen Vertrag abschließen, können Sie dies in den meisten Fällen rückgängig machen.

Das EU-weit gültige 14-tägige Widerrufsrecht macht es möglich.

Das heißt: Sie können die gekaufte Ware ohne Angabe von Gründen zurückgeben und erhalten Ihr Geld zurück.

Doch auch beim Widerrufsrecht gibt es Ausnahmen: Reisen, Eventtickets, digitale Inhalte oder Sonderanfertigungen sind vom Widerruf ausgeschlossen.

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Zusammenfassung: Widerrufsrecht

  • Beim Online-Kauf, bei Haustürgeschäften oder Telefonbestellungen, können Sie innerhalb von 14 Tagen vom Vertrag zurücktreten.
  • Das Widerrufsrecht ist EU-weit gültig.
  • Wenn Sie den Vertrag widerrufen haben, können Sie die Ware ohne Angabe von Gründen zurücksenden.
  • In aller Regel müssen Sie als Verbraucher für die Rücksendekosten aufkommen. Selbstverständlich können Online-Händler die Kosten für den Rückversand nach wie vor auf freiwilliger Basis übernehmen.

Musterbrief Widerrufserklärung: Wie kann ich einen Vertrag widerrufen?

Wenn Sie einen Vertrag widerrufen möchten, müssen Sie das dem Verkäufer unbedingt mitteilen.

Es reicht nämlich nicht aus die Ware einfach zurückzuschicken.

Doch wie kann ich meinen Vertrag widerrufen? Und was muss in der Widerrufserklärung stehen?

Sie können das Musterschreiben nutzen, das viele Händler auf ihrer Webseite zur Verfügung stellen, und es bei der Rücksendung mit ins Paket legen. Noch besser ist es, wenn Sie den Händler bereits vor der Rücksendung über den Widerruf informieren. 

Sie müssen nicht zwingend das Formular verwenden, sondern können den Widerruf auch formlos per E-Mail, Einschreiben oder Fax erklären.

Nutzen Sie hierzu unseren Musterbrief: Download: Musterbrief-Widerruf (12 KB)

Max Mustermann

Musterstraße 1

PLZ / Stadt

Deutschland

 

 

 

Firma XY (Adresse, die in der Widerrufsbelehrung angegeben ist)

Straße & Hausnummer

PLZ / Stadt

Land

 

 

Datum: .........

 

Widerruf – Referenz (Auftrags- bzw. Bestellnummer)

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

hiermit widerrufe ich meinen o.g. Auftrag und bitte um Erstattung der von mir geleisteten Zahlung in Höhe von ……. € auf mein nachstehendes Konto:

Kontoinhaber: ….

Name des Geldinstituts: ….

IBAN: ….

BIC: ….

Ich bitte um Bestätigung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Max Mustermann

Wie lange kann ich einen Vertrag widerrufen?

Sie können einen online geschlossenen Vertrag innerhalb von 14 Tagen nach Abschluss des Vertrages oder Erhalt der Ware widerrufen.

Dasselbe gilt für Verträge, die Sie am Telefon, per Fax oder außerhalb von Geschäftsräumen, zum Beispiel bei Haustürgeschäften oder Kaffeefahrten, geschlossen haben.

Wenn der Verkäufer Sie nicht über das Widerrufsrecht informiert hat, verlängert sich die Widerrufsfrist auf ein Jahr und 14 Tage.

Gut zu wissen: das Unternehmen kann Ihnen auch freiwillig eine längere Widerrufsfrist einräumen, z. B. 30 Tage.

Wie berechne ich die Widerrufsfrist?

Der Beginn und das Ende der Widerrufsfrist sind nicht immer einfach zu berechnen. Diese Beispiele helfen Ihnen dabei:

  • Bei Dienstleistungsverträgen wie Strom, Internet oder Telefon läuft die Frist ab Vertragsschluss und nicht erst mit Beginn der Belieferung oder Freischaltung. 
  • Bei einer Warenlieferung beginnt die Frist an dem Tag, an dem Sie die Ware in Händen halten. Dieser Tag wird aber nicht mitgezählt. Das bedeutet, dass Sie 14 Tage plus den Zustellungstag Zeit haben, zu widerrufen. Wenn Sie die Ware also am 1. des Monats erhalten, müssen Sie den Widerruf spätestens bis zum 15. um 24:00 Uhr gegenüber dem Verkäufer erklären. Am besten machen Sie das schriftlich (E-Mail ist ausreichend). 
  • Für Abonnements wie Zeitschriften, die Ihnen zugestellt werden, beginnt die Widerrufsfrist mit Erhalt der ersten Lieferung.
  • Wenn Sie im Rahmen einer einheitlichen Bestellung mehrere Artikel bestellt haben (z. B. fünf T-Shirts) und die Artikel in mehreren Paketen geliefert werden, beginnt die Frist erst, wenn Sie auch den letzten Artikel erhalten haben. Erhalten Sie die T-Shirts in zwei Paketen am 1. und 3. des Monats, muss der Widerruf dann spätestens am 17. erklärt werden.
  • Fällt der letzte Tag der Frist auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, verlängert sich die Frist bis zum nächsten Werktag - also Montag, 24:00 Uhr

Wichtig: Wird das Paket bei Ihrem Nachbarn oder der Post abgegeben und haben Sie sich vor der Lieferung nicht ausdrücklich damit einverstanden erklärt, beginnt die Frist dann noch nicht zu laufen. Erst, wenn der Besteller sein Paket tatsächlich selbst in den Händen hält, beginnt die 14-tägige Frist.

Wann habe ich kein Widerrufsrecht?

Es gibt einige Ausnahmen, die vom Widerrufsrecht ausgeschlossen sind:

  • Dazu zählen BücherBlu-Rays, CDs oder DVDs, deren Versiegelung bereits geöffnet wurde.
  • Beim Kauf von digitalen Inhalten (Musik, Apps, E-Books, Videospiele, Filme) kann das Widerrufsrecht schon vor Ablauf der 14-tägigen Frist erlöschen.
  • Schnell verderbliche Waren, Medikamente, Blumensträuße oder Lebensmittel, sind vom Widerruf ausgeschlossen.
  • Dasselbe gilt bei Verträgen über Lieferungen von Zeitungen und Zeitschriften (mit Ausnahme von Abos).
  • Hygieneartikel, die nicht zur Rückgabe geeignet sind (Windeln, Zahnbürsten, Kosmetik) und deren Versiegelung bereits geöffnet wurde.
  • Ware, die nach Ihren Wünschen angefertigt wurde (Kleidung, Schmuck), ist ebenfalls vom Widerruf ausgeschlossen.

Darf ich meine Bestellung vor dem Zurückschicken ausprobieren?

Sie können Ihre Bestellung auf mögliche Schäden oder Defekte prüfen.

Denn im Gegensatz zum Einkauf im Ladengeschäft besteht bei der Online-Bestellung und dem Versandhandel nicht die Möglichkeit, die Ware vor dem Kauf eingehend auszuprobieren oder anzufassen.

Online-Händler sind jedoch berechtigt, Wertersatz zu verlangen, wenn Sie etwa das bestellte Kleidungsstück auf einer Party getragen haben und Gebrauchsspuren sichtbar sind.

Ein Wertersatzanspruch besteht allerdings nur dann, wenn Sie beim Kauf über diese mögliche Folge informiert wurden.

Was passiert nach dem Widerruf?

Der Widerruf macht den Kaufvertrag ungeschehen. Haben Sie die Ware bereits bezahlt, muss Ihnen der Verkäufer das Geld innerhalb von 14 Tagen ab der Widerrufserklärungzurückzahlen. Ist die Ware zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder beim Verkäufer eingetroffen oder hat der Verbraucher keinen Versendungsnachweis erbracht hat, kann der Händler mit der Rückzahlung länger als 14 Tage warten.

Falls die Ware nachweislich zurück beim Händler ist, sich der Online-Händler jedoch weigert, den Kaufpreis zu erstatten und Sie mit Kreditkarte bezahlt haben, können Sie den Betrag bei Ihrer Bank über das sogenannte „Chargeback-Verfahren“ zurückfordern.

Erstattung der Versandkosten bei Widerruf

Der Verkäufer ist gesetzlich dazu verpflichtet, Ihnen bei einem Widerruf die Kosten für den Standard-Hinversand zu erstatten.

Haben Sie sich bei der Bestellung hingegen für eine teurere Versandart entschieden (zum Beispiel Expressversand) werden nur die Kosten für den Standardversand zurückgezahlt. Die Mehrkosten werden nicht übernommen.

Vertrag widerrufen: Wer muss die Rücksendekosten bezahlen?

Grundsätzlich müssen Sie als Verbraucher für die Rücksendekosten aufkommen. Vorausgesetzt der Verkäufer hat Sie bereits vor dem Kauf korrekt darüber informiert .

Am besten Sie werfen einen Blick in die Widerrufsbelehrung.

Selbstverständlich können Online-Händler die Kosten für den Rückversand nach wie vor auf freiwilliger Basis übernehmen.

Wichtig

Wenn Sie den Kaufvertrag widerrufen, müssen Sie die Bestellung innerhalb von 14 Tagen nach der Widerrufserklärung an den Online-Händler zurücksenden. Nicht entscheidend für einen wirksamen Widerruf ist hingegen, dass die Ware innerhalb dieser 14 Tage wieder zurück beim Händler ist. 

Rücksendung: Was tun, wenn die Ware kaputt oder verloren geht?

Bei der Rücksendung trägt der Verkäufer das volle Risiko für etwaige Transportschäden oder den vollständigen Verlust der Sendung.

Dennoch sind Sie dazu verpflichtet, die Bestellung ordnungsgemäß zu verpacken.

Ansonsten können Sie für Transportschäden verantwortlich gemacht werden.

Daher sollten Sie die Ware sicher verpackt zurückschicken. Idealerweise in der Originalverpackung. Doch auch ohne Originalverpackung darf der Händler die Rücknahme nicht verweigern.

Bei großen und sperrigen Produkten, etwa Waschmaschinen oder Kühlschränken, müssen Sie einen geeigneten Rücktransport organisieren und - wenn nicht anders möglich - auf Ihre Kosten eine Spedition damit beauftragen. Viele Händler sind jedoch bei der Organisation behilflich und bieten hier kostengünstige Pauschalen an, die dann bei der Rückerstattung einfach abgezogen werden. 

Tipp

Schicken Sie die Bestellung als Paket und nicht als Päckchen zurück, damit Sie  einen Einlieferungsbeleg erhalten.

Somit lässt sich im Zweifelsfall beweisen, dass Sie die Ware zurückgeschickt haben. Denn nur dann erhalten Sie auch den Kaufpreis zurück.

Widerruf bei Dienstleistungen

Bei Dienstleistungen beginnt die Widerrufsfrist mit Vertragsschluss und sobald der Online-Händler Sie über Ihr Recht belehrt hat.

So kann auch die Anmeldung bei einer Online-Partnerbörse, die Registrierung auf einer Online-Model-Datenbank oder die Bestellung eines kostenpflichtigen Premium-Services für ein E-Mail-Postfach widerrufen werden.

Aber Vorsicht: Das Widerrufsrecht kann vorzeitig erlöschen. Dies ist dann der Fall, wenn der Händler die Dienstleistung bereits vollständig erbracht hat und mit der Ausführung erst begonnen hat, nachdem der Verbraucher hierzu seine ausdrückliche Zustimmung gegeben hat. Hierzu muss der Verbraucher bestätigen, dass er weiß, dass das Widerrufsrecht bei vollständiger Vertragserfüllung vorzeitig erlischt. Das der Verbraucher zugestimmt hat und dies wußte, muss der Händler. 

Und: Falls Sie eine Dienstleistung widerrufen möchten, die Sie bereits in Anspruch genommen haben, müssen Sie dem Online-Anbieter gegebenenfalls Wertersatz leisten.

Die Höhe richtet sich nach dem Wert der bereits in Anspruch genommenen Leistung.

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