Lootboxen: Verstecktes Glücksspiel in Computer- und Videospielen?

Lesezeit: 5 Minuten 

Zahlreiche Computer- und Videospiele werden auch nach Veröffentlichung stetig weiterentwickelt, um Spieler:innen langfristig an den Titel zu binden.

Damit ein Spiel interessant und spannend bleibt, fügen die Entwickler immer häufiger Zusatzinhalte nachträglich hinzu, etwa neue Gegenstände oder Missionen.

Je nach Umfang können solche Add-ons (englisch für Erweiterungen) kostenfrei oder kostenpflichtig sein.

Bei bekannten Titeln, wie Call of Duty, FIFA, Fortnite oder NBA2K kommen zudem Lootboxen (Schatztruhe oder Beutekisten) zum Einsatz.

Beutekisten bieten den Gamer:innen ebenfalls die Möglichkeit, besondere Zusatzinhalte wie exklusive Items, Ausrüstungsgegenstände oder Skins, zu kaufen.

Das Problem: Lootboxen werden vor allem aus Jugendschutz-Aspekten immer wieder kontrovers diskutiert, da der Vorwurf des Glücksspiels im Raum steht.

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Zusammenfassung: Lootboxen in Computer- & Videospielen

  • Lootboxen enthalten zufällig generierte Spielinhalte (Items, Waffen & Kleidung).
  • Kritiker:innen vergleichen die Funktionsweise von Lootboxen mit der von Glücksspielen.
  • In Deutschland gibt es noch keine Urteile, die Lootboxen mit Glücksspiel gleichstellen.
  • In Belgien und in den Niederlanden gelten kostenpflichtige Lootboxen als illegales Glücksspiel.
  • Viele Spieler:innen, die kein Geld für Lootboxen ausgeben möchten, fühlen sich oft benachteiligt (Pay-2-Win-Mechanik).
  • Jugendmedienschutz: Spiele, die Kaufanreize und glücksspielähnliche Elemente enthalten, sind entsprechend gekennzeichnet: „In-Game-Käufe (zufällige Objekte möglich)“.
  • Medienkompetenz: Eltern sollten sich mit den Inhalten, Medien und Spielen auseinandersetzen, die das eigene Kind konsumiert.

Was sind Lootboxen?

Bei Lootboxen handelt es sich um virtuelle Beutekisten innerhalb eines Spiels.

Je nach Spielmechanik können Spieler:innen die Boxen für das Erreichen bestimmter Ziele freischalten, finden oder gegen echtes Geld kaufen.

Das Problem: Beim Kauf weiß man nicht, was einen erwartet, da die Gegenstände zufällig generiert werden.

Lootboxen können etwa Waffen, Kleidung oder spezielle Items enthalten, um das Aussehen der virtuellen Spielfigur zu individualisieren.

Welche Spiele bieten Lootboxen an?

Eine auszugsweise Liste mit aktuellen beliebten Spielen, die solche Lootboxen gegen Geld anbieten:

  • Assassins Creed
  • Apex Legends
  • Battlefield 1
  • Call of Duty (CoD)
  • Clash of Clans & Clash Royale
  • Counter Strike (CS:GO)
  • Destiny 2
  • FIFA 21 (auch die meisten Vorgänger)
  • Heroes of the Storm
  • League of Legends (LoL)
  • NBA 2K21
  • Overwatch
  • Need for Speed Payback
  • Players Unknown’s Battleground (PUBG)
  • Star Wars Battlefront II
Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn vor einem Computer.

Elternratgeber: Kinder und Videospiele

Deutschland ist mit über 34 Millionen Spielerinnen und Spielern der größte Gaming-Markt Europas.

Computer- und Videospiele sowie Spiele-Apps sind sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt.

In dieser Broschüre finden Eltern und Erziehungsberechtigte nützliche Informationen zum Thema: Kinder und Videospiele. 

Dateigröße: 2,4 MB

Kritik an Lootboxen

Der Einsatz von Lootboxen ist in der Gamer-Szene nicht gern gesehen, da sie Kaufanreize und glücksspielähnliche Eigenschaften enthalten.

Einige Kritiker:innen sehen in Lootboxen das Pay-to-Win-Modell.

Viele Gamer:innen, die kein Geld dafür ausgeben möchten, fühlen sich daher deutlich benachteiligt.

Der Kauf von Beutekisten ist zwar freiwillig, allerdings werden innerhalb der Spielmechanik immer wieder Anreize geschaffen, damit die Nutzer:innen sich für den Kauf entscheiden.

Das Marktforschungsunternehmen Juniper Research berichtet, dass im Jahr 2020 weltweit rund 15 Milliarden US-Dollar für Lootboxen ausgegeben wurden und prognostiziert eine deutliche Umsatzsteigerung für die kommenden Jahre.

Der Spielwert und Nutzen der enthaltenen Lootbox-Inhalte kann dabei sehr variieren.

Wer es auf besonders seltene Items abgesehen hat, benötigt sehr viel Geduld, Geld und etwas Glück.

Häufig muss man nämlich mehrere Beutekisten kaufen, um den gewünschten exklusiven Gegenstand zu erhalten.

Solche Spielmechaniken werden von Kritikern mit der Funktionsweise von Glücksspielen verglichen.

Damit würde auch ein gewisses Suchtpotenzial einhergehen. Inzwischen stärken immer mehr wissenschaftliche Studien diese Hypothese.

Besonders problematisch hierbei ist, dass sich solche Spielangebote auch an Minderjährige richten.

Deutsches Glücksspielrecht: Sind Lootboxen Glücksspiel?

In Deutschland gibt es bislang keine Urteile, die Lootboxen mit Glücksspiel gleichstellen.

Laut Bundesgerichtshof gilt ein Spiel dann als Glücksspiel, wenn Gamer gegen ein nicht unerhebliches Entgelt eine Gewinnchance erwerben und der Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt.

Die Frage, ob der virtuelle Inhalt von Beutekisten ein „Gewinn“ ist, ist unter Jurist:innen umstritten.

Illegales Glücksspiel: Lootboxen-Verbot in Belgien und den Niederlanden

In Belgien und den Niederlanden gelten kostenpflichtige Lootboxen als illegales Glücksspiel.

Spiele mit dieser Spielmechanik können in diesen Ländern zwar weiterhin gespielt werden, allerdings enthalten sie dort in der Regel keine kostenpflichtigen Beutekisten mehr.

So wurde das Unternehmen Electronic Arts in den Niederlanden aufgrund solcher Spielmechaniken in ihrem Spiel FIFA 21 im Jahr 2020 zu einem Bußgeld über mehrere Millionen Euro verurteilt.

Neuer Jugendmedienschutz seit Mai 2021

Um Minderjährige im Internet besser zu schützen, hat die Bundesregierung Anfang Mai 2021 ein neues Jugendschutzgesetz auf den Weg gebracht.

Diese Reform sieht insbesondere zwei größere Neuerungen vor: Spiele und Filme sollen transparenter und einheitlicher gekennzeichnet werden.

Spiele, die Kaufanreize und glücksspielähnliche Elemente enthalten, sollen entsprechend gekennzeichnet werden.

Diese Symbole oder Texthinweise sollen sowohl Erwachsenen als auch Minderjährigen als verlässliche Orientierung dienen, ohne dass vertiefte Kenntnisse über den Spieleinhalt nötig sind.

Ob kostenpflichtige Lootboxen auch einen Einfluss auf die Altersfreigabe haben werden, bleibt abzuwarten.

Ebenso sollen Spiele gekennzeichnet werden, die offene Chats beinhalten und so eine Kontaktaufnahme zum Spielenden ermöglichen.

Im Rahmen des sogenannten „Konzepts der Anbietervorsorge“ werden die Unternehmen verpflichtet bei Internetdiensten, die sich an Minderjährige richten, altersgerechte Voreinstellungen sowie Hilfs- und Beschwerdesysteme bereitzustellen.

Die Firmen müssen Nutzer:innen die Möglichkeit bieten, entsprechende Einstellungen vornehmen zu können.

Computer- und Videospiele, die keine Jugendfreigabe haben (USK18), müssen einen Altersnachweis (Altersverifikationssystem) durchführen.

Die Maßnahmen sollen Minderjährige vor Mobbing und Cybergrooming (beim Cybergrooming gibt sich eine erwachsene Person als Jugendlicher aus, um Kontakt zu Minderjährigen herzustellen) schützen und entsprechende Handlungen sanktionieren.

Tipps für Erziehungsberechtigte

Das Internet und digitale Spiele sind heutzutage ein fester Bestandteil unseres Alltags.

Oft wird dies in den Medien verteufelt. Doch digitale und technische Kenntnisse sind für die Zukunft unabdingbar.

Spiele können dabei den Umgang mit technischen Geräten und digitalen Inhalten schulen und so wichtige Grundsteine legen.

Sprechen Sie daher mit Ihren Kindern über die Spiele, die sie interessieren.

  • Worum geht es in dem Spiel?
  • Was gefällt dem Kind oder Jugendlichen besonders daran?

Machen Sie sich selbst ein Bild davon, welche Computer- oder Videospiele Ihr Kind konsumiert und regelmäßig selbst spielt.

Sicher zeigt und erklärt Ihr Kind Ihnen seine oder ihre Freizeitbeschäftigung.

Möglicherweise finden Sie auch Spiele, die Sie gemeinsam spielen können.

Online-Spiele können eine echte Möglichkeit für Kinder und Jugendliche sein mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben.

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