Lootboxen: Sind sie verstecktes Glücksspiel in Computer- und Videospielen?
In bekannten Spiele-Titeln wie Call of Duty, EA Sports FC oder Fortnite können Spielende Lootboxen (Beutekisten) kaufen, mit denen sie exklusive Items, häufig nach dem Zufallsprinzip, erhalten. Das Problem: Lootboxen nutzen ähnliche Mechaniken wie Glücksspiele und sind deshalb kontrovers diskutiert, auch in Bezug auf den Jugendschutz. Was Sie wissen sollten.
Zusammenfassung: Lootboxen in Computer- & Videospielen
- Lootboxen enthalten zufällig generierte Spielinhalte (Items, Waffen & Kleidung).
- Kritiker und Kritikerinnen vergleichen die Funktionsweise von Lootboxen mit der von Glücksspielen.
- In Deutschland gibt es noch keine Urteile, die Lootboxen mit Glücksspiel gleichstellen.
- In Belgien und in den Niederlanden gelten kostenpflichtige Lootboxen als illegales Glücksspiel.
- Viele Spielende, die kein Geld für Lootboxen ausgeben möchten, fühlen sich oft benachteiligt (Pay-2-Win-Mechanik).
- Jugendmedienschutz: Spiele, die Kaufanreize und glücksspielähnliche Elemente enthalten, sind entsprechend gekennzeichnet: „In-Game-Käufe (zufällige Objekte möglich)“.
- Medienkompetenz: Eltern sollten sich mit den Inhalten, Medien und Spielen auseinandersetzen, die das eigene Kind konsumiert.
Was sind Lootboxen?
Bei Lootboxen handelt es sich um virtuelle Beutekisten innerhalb eines Spiels. Je nach Spielmechanik können Spielende die Boxen für das Erreichen bestimmter Ziele freischalten, finden oder gegen echtes Geld kaufen.
Das Problem: Beim Kauf weiß man nicht, was einen erwartet, da die Gegenstände zufällig generiert werden. Die Lootboxen können etwa Waffen, Ausrüstungsgegenstände, Kleidung oder spezielle Items enthalten, um das Aussehen der virtuellen Spielfigur zu individualisieren.
Welche Spiele bieten Lootboxen an?
Eine auszugsweise Liste mit aktuellen beliebten Spielen, die solche Lootboxen gegen Geld anbieten:
- Apex Legends
- Clash of Clans & Clash Royale
- Counter Strike 2
- EA Sports FC 25
- Heroes of the Storm
- League of Legends (LoL)
- NBA 2K25
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Kritik an Lootboxen
Der Einsatz von Lootboxen ist in der Gaming-Szene nicht gern gesehen, da sie Kaufanreize und glücksspielähnliche Eigenschaften enthalten.
Einige Kritikerinnen und Kritiker sehen in Lootboxen das sogenannte Pay-to-Win-Modell. Viele Spielende, die kein Geld dafür ausgeben möchten, fühlen sich daher deutlich benachteiligt.
Der Kauf von Beutekisten ist zwar freiwillig, allerdings werden innerhalb der Spielmechanik immer wieder Anreize geschaffen, damit die Nutzer:innen sich für den Kauf entscheiden.
Das britische Marktforschungsunternehmen Juniper Research (von 2021) schätzte, dass der globale Umsatz mit Lootboxen in Spielen wie Candy Crush oder Call of Duty bis 2025 auf rund 20 Milliarden US-Dollar steigen könnte. Im Jahr 2023 steigerte sich der Umsatz von Spiele-Apps für Smartphones und Tablets laut dem Verband der deutschen Games-Branche um 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon machten allein In-App-Käufe 98 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Dazu zählt ebenfalls der Kauf von Lootboxen.
Der Spielwert und Nutzen der enthaltenen Lootbox-Inhalte kann dabei sehr variieren. Wer es auf besonders seltene Items abgesehen hat, benötigt sehr viel Geduld, Geld und etwas Glück.
Häufig muss man nämlich mehrere Beutekisten kaufen, um den gewünschten exklusiven Gegenstand zu erhalten. Solche Spielmechaniken werden von Kritikern mit der Funktionsweise von Glücksspielen verglichen.
Damit würde auch ein gewisses Suchtpotenzial einhergehen. Inzwischen stärken immer mehr wissenschaftliche Studien diese Hypothese. Besonders problematisch hierbei ist, dass sich solche Spielangebote auch an Minderjährige richten.
Deutsches Glücksspielrecht: Sind Lootboxen Glücksspiel?
Die Frage, ob der virtuelle Inhalt von Beutekisten ein „Gewinn“ ist, ist unter Juristinnen und Juristen umstritten. In Deutschland gibt es bislang keine Urteile, die Lootboxen mit Glücksspiel gleichstellen.
Laut Bundesgerichtshof gilt ein Spiel dann als Glücksspiel, wenn Gamer gegen ein nicht unerhebliches Entgelt eine Gewinnchance erwerben und der Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt.
Gerichte in anderen Ländern, wie Österreich sehen das jedoch anders. Dort gab es mehrere Urteile, die das Lootbox-System als Glücksspiel einordnen.
Illegales Glücksspiel? Lootboxen-Verbot in Belgien und den Niederlanden
In Belgien und den Niederlanden gelten kostenpflichtige Lootboxen als illegales Glücksspiel. Spiele mit dieser Spielmechanik können in diesen Ländern zwar weiterhin gespielt werden, allerdings enthalten sie dort in der Regel keine kostenpflichtigen Beutekisten mehr.
So wurde das Unternehmen Electronic Arts in den Niederlanden aufgrund solcher Spielmechaniken in ihrem Spiel FIFA 21 im Jahr 2020 zu einem Bußgeld über mehrere Millionen Euro verurteilt.
Lootboxen und Jugendschutz
Um Minderjährige im Internet besser zu schützen, hat die Bundesregierung im Mai 2021 ein neues Jugendschutzgesetz auf den Weg gebracht.
Diese Reform sieht insbesondere zwei größere Neuerungen vor:
- Die Altersfreigabe von Spielen und Filmen soll transparenter und einheitlicher gekennzeichnet werden.
- Im Rahmen des sogenannten "Konzepts der Anbietervorsorge" sind die Unternehmen verpflichtet, bei Internetdiensten, die sich an Minderjährige richten, altersgerechte Voreinstellungen sowie Hilfs- und Beschwerdesysteme bereitzustellen.
Folgende Maßnahmen wurden ergriffen
In Bezug auf In-App-Käufe und Lootboxen müssen Spiele, die Kaufanreize und glücksspielähnliche Elemente enthalten, entsprechend gekennzeichnet werden. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat 2023 ihre Prüfkriterien zur Altersfreigabe von Videospielen an den Jugendschutz angepasst. Neben den bewährten Symbolen gibt es mittlerweile Texthinweise, die Erwachsenen und Minderjährigen als Orientierung über den Spielinhalt dienen. Neben Gründen für die Altersbeschränkung, weist die USK auch auf Nutzungsrisiken wie „In-Game-Käufe“ oder „Chats“ hin. Diese haben auch einen Einfluss auf die Altersfreigabe.
Die Firmen müssen Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit bieten, entsprechende Einstellungen zum technischen Jugendschutz vornehmen zu können. Computer- und Videospiele, die keine Jugendfreigabe haben (USK 18), müssen einen Altersnachweis (Altersverifikationssystem) durchführen.
Je nach Plattform ist das jedoch unterschiedlich geregelt. Beispielsweise wird auf der Plattform „Steam“, das Alter der Spielenden abgefragt, aber nicht zuverlässig geprüft (nur durch Eingabe eines Geburtsdatums). Das heißt, dass Minderjährige auch Spiele spielen können, die erst ab 18 Jahren freigegeben sind. Eltern können jedoch Sicherheitsvorkehrungen treffen, wie nicht altersgerechte Spiele durch eine PIN sperren. Eine Übersicht, wie man Kindersicherungen auf Tablets und Spielekonsolen einrichtet gibt die Organisation Pan European Game Information (PEGI).
Um Minderjährige vor Mobbing und Cybergrooming (dabei gibt sich eine erwachsene Person als Jugendlicher aus, um Kontakt zu Minderjährigen herzustellen) zu schützen und entsprechende Handlungen zu sanktionieren, müssen Internetdienste Hilfs- beziehungsweise Beschwerdesysteme bereitstellen.
Tipps für Erziehungsberechtigte
Das Internet und digitale Spiele sind heutzutage ein fester Bestandteil unseres Alltags. Oft wird dies in den Medien verteufelt. Doch Spiele können den Umgang mit technischen Geräten und digitalen Inhalten schulen und so wichtige digitale und technische Kenntnisse vermitteln.
Sprechen Sie daher mit Ihren Kindern über die Spiele, die sie interessieren.
- Worum geht es in dem Spiel?
- Was gefällt dem Kind oder Jugendlichen besonders daran?
Machen Sie sich selbst ein Bild davon, welche Computer- oder Videospiele Ihr Kind konsumiert und regelmäßig selbst spielt. Sicher zeigt und erklärt Ihr Kind Ihnen seine oder ihre Freizeitbeschäftigung.
Möglicherweise finden Sie auch Spiele, die Sie gemeinsam spielen können. Online-Spiele können eine echte Möglichkeit für Kinder und Jugendliche sein mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben.
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