Jugendschutz und Videospiele: Wie gut werden Kinder & Jugendliche beim Gaming geschützt?

Lesezeit: 9 Minuten

Das Jugendschutzgesetz spielt eine wichtige Rolle bei Video- & Computerspielen.

Die Wünsche von Kindern und Jugendlichen sowie die der Eltern stehen dabei oftmals im Widerspruch zueinander.

In Deutschland ist die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) für die Prüfung und Alterseinstufung von Videospielen zuständig.

Das europäische Gegenstück bildet die Pan European Game Information (PEGI), die in mehreren europäischen Ländern für die Alterskennzeichnung zuständig ist.

Doch worin unterscheiden sich USK und PEGI?

Und wie können Eltern Kinder und Jugendliche vor ungeeigneten Videospielen schützen?

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Zusammenfassung: Jugendschutz für Videospiele

  • Die USK ist für die Prüfung und Altersfreigabe von Computer- & Videospielen in Deutschland zuständig.
  • Die Alterseinstufungen der USK sind für Verkäufer:innen in Deutschland verpflichtend.
  • PEGI kommt derzeit in 38 europäischen Ländern zur Anwendung und spricht grundsätzlich nur eine Altersempfehlung aus.
  • Mithilfe von Jugendschutzsystemen (Kindersicherung, spezielle Kinder-Nutzerkonten) können Eltern verhindern, dass Kinder und Jugendliche ungeeignete Spiele kaufen und spielen.
  • Alterseinstufungen können immer nur einen Anhaltspunkt liefern. Die Entscheidung, welche Videospiele Kindern zugänglich gemacht werden, liegt schlussendlich bei den Eltern.

Jugendschutz und Altersbeschränkungen bei Computerspielen

Für Kinder und Jugendliche kommt es vor allem auf den Spielinhalt an.

Jugendschutz und Altersbeschränkungen werden daher häufig eher als Hindernis wahrgenommen.

Dem gegenüber stehen Eltern und Erziehungsberechtigte, die sich über solche Beschränkungen durchaus Gedanken machen.

Diese sind meist besorgt, dass ihre Kinder nicht altersgerechte Titel spielen und sich das Gaming negativ auf deren Entwicklung auswirkt.

Videospiele und Kinder: Fragen, die sich Eltern häufig stellen

Wenn es um das Thema Computer- und Videospiele geht, kommen bei Eltern und Erziehungsberechtigten häufig folgende Fragen auf:

  • Sind Computerspiele gut für Kinder?
  • Wie viel darf ein Kind Computer spielen?
  • Welche Games spielen Kinder?
  • Wie wirken sich Computerspiele auf Kinder aus?
  • Ist Zocken schlecht für die Augen?
  • Wie schädlich ist gamen?

In den folgenden Absätzen geben wir Ihnen einen ersten Überblick über die Regelungen im Jugendschutzgesetz und zeigen die technischen Möglichkeiten für die korrekte Umsetzung der Altersbeschränkungen in Computerspielen.

Zusätzlich geben wir Empfehlungen, an welche Stellen Sie sich für weitere Informationen oder Hilfsangebote wenden können.

Gaming muss nicht immer unbedingt schlecht sein

Computer- und Videospiele können Kindern und Jugendlichen dabei helfen, diverse Fähigkeiten interaktiv weiterzuentwickeln und zu erlernen, etwa soziale Kompetenzen, Kreativität, Wissensvermittlung, Koordination und Geschicklichkeit.

Die Stiftung für digitale Spiele führt eine Liste mit Computerspielen mit pädagogischem Potenzial.

Wie erkenne ich, ob Videospiele für Kinder geeignet sind?

Der einfachste Anhaltspunkt hierfür ist die Altersbeschränkung des Spiels.

In Deutschland ist die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle für die Prüfung und Altersfreigabe von Computer- und Videospielen zuständig.

Die USK prüft Computerspiele nach festen Kriterien und vergibt eine verbindliche Altersfreigabe.

Hier finden Sie eine vollständige Liste mit allen Spielen, die bisher von der USK geprüft wurden.

Die 5 USK-Kennzeichnungen und was sie bedeuten

  • Freigegeben ohne Altersbeschränkung (ab 0 Jahren) gemäß § 14 JuSchG: zum Beispiel Simulationen, Sportspiele wie F1, FIFA, Mario Kart, NBA2K, Pro Evolution Soccer
  • Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG: unter anderem Jump-and-Run-Spiele, Adventures wie Crash Bandicoot, Minecraft, Super Mario Odyssey
  • Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG: etwa Adventures, Strategie- und Rollenspiele wie Civilization, Immortals Fenyx Rising, Tropico, Zelda
  • Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG: zum Beispiel Shooter, Rollenspiele wie APEX Legends, Star Wars Battlefront, Star Wars Jedi: Fallen Order, The Elder Scrolls V: Skyrim
  • Keine Jugendfreigabe (ab 18 Jahren) gemäß § 14 JuSchG: beispielsweise Shooter, Open-World, Action-Adventures wie Call of Duty (CoD), GTA (Grand Theft Auto), Red Dead Redemption, Resident Evil, The Witcher 3: Wild Hunt

Ist die USK-Alterseinstufung verpflichtend?

Für den stationären Einzelhandel sowie den Versandhandel in Deutschland sind die Alterseinstufungen der USK verpflichtend.

Ein Spiel mit einer Freigabe ab 12 Jahren darf nicht an einen 11-Jährigen verkauft werden.

Innerhalb der Familie sind die Einstufungen nicht verpflichtend.

Die Entscheidung, welche Inhalte dem Kind zugänglich gemacht werden, liegt schlussendlich bei den Eltern.

Werden alle Spiele von der USK geprüft?

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle überprüft alle Spiele, die auf einem physischen Datenträger verkauft werden.

Das Rating für digitale Spiele und Apps übernimmt die International Age Rating Coalition (IARC).

Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Jugendschutz-Organisationen aus mehreren Ländern zur weltweiten Altersbewertung von Online-Spielen und Apps.

Das IARC-System nutzt in seinem Verfahren in Deutschland die USK-Alterskennzeichnung und kommt derzeit auf folgenden Plattformen zum Einsatz:

  • EA Origin
  • Google Play Store
  • Microsoft Store
  • Nintendo eShop
  • Oculus Store
  • PlayStation Store

Dadurch, dass nicht alle Spielplattformen an das IARC-System angeschlossen sind, gibt es zahlreiche digitale Spiele, die nicht von der USK geprüft sind.

Kennzeichnung von Spielinhalten

Darüber hinaus werden digitale Spiele und Apps zusätzlich mit Inhaltsangaben gekennzeichnet.

Hierbei handelt es sich um eine Kennzeichnung, die neben der eigentlichen Alterseinstufung vergeben wird.

Diese soll einen Überblick über den Spielinhalt geben.

Mit den Regelungen des neuen Jugendschutzgesetzes sollen die Zusatzhinweise, zum Beispiel wenn ein Spiel In-Game-Käufe enthält, künftig auch bei Spielen, die auf physischen Datenträgern erhältlich sind, eingeführt werden.

Beispiel

Der Hinweis „Ängstigende Inhalte“ deutet darauf hin, dass das Spiel eine düstere Atmosphäre oder bestimmte Horrorelemente enthält.

Ist ein Spiel mit dem Hinweis auf „explizite Sprache“ gekennzeichnet, enthält der Titel anstößige, beleidigende oder vulgäre Dialoge.

Was bedeutet die PEGI-Alterseinstufung?

Die Pan European Game Information (PEGI) ist das europäische Pendant zur USK.

Das PEGI-System kommt derzeit in 38 europäischen Ländern für die Altersfreigabe von Videospielen zur Anwendung.

Der große Unterschied zwischen PEGI und USK besteht darin, dass das PEGI-System grundsätzlich nur eine Altersempfehlung ausspricht.

In einigen EU-Ländern ist die PEGI-Einstufung gesetzlich vorgeschrieben, zum Beispiel in Österreich (nur Wien und Kärnten), Finnland, Irland, Litauen und den Niederlanden.

Die Altersfreigabe der USK ist hingegen verpflichtend und muss sowohl auf der Verpackung als auch auf dem Datenträger deutlich erkennbar sein.

Welche PEGI-Alterskennzeichnungen gibt es?

  • PEGI 3 (für alle Altersgruppen geeignet)
  • PEGI 7 (empfohlen ab 7 Jahren): Kann bereits milde Formen von Gewaltdarstellung enthalten.
  • PEGI 12 (empfohlen ab 12 Jahren): Enthält explizite Gewaltdarstellung gegen Fantasiewesen oder nicht realistische Gewalt gegen menschliche Charaktere. Das Spiel kann außerdem sexuelle Anspielungen und Posen enthalten. Unter PEGI 12 fallen zudem alle Spiele mit Glücksspielinhalten.
  • PEGI 16 (empfohlen ab 16 Jahren): Kann den Konsum von Drogen, Alkohol oder Tabak zeigen. Außerdem enthält der Titel realistische Darstellung von Gewalt oder Sexualität und ein gesteigertes Maß vulgärer Sprache.
  • PEGI 18 (empfohlen ab 18 Jahren): Ist ausschließlich für Erwachsene geeignet, da das Spiel rohe Gewalt und das grundlose Töten gegen wehrlose Charaktere zeigen kann.

Symbole zur PEGI-Inhaltsbeurteilung

Darüber hinaus haben Spiele mit einer PEGI-Einstufung eine zusätzliche Inhaltsbeurteilung.

Bei dieser wird anhand von Siegeln auf bestimmte Arten von Inhalten hingewiesen.

Das „Gambling-Symbol“ bedeutet, dass das Spiel Glücksspielelemente enthält, zum Glücksspiel ermuntert oder die Regeln hierfür lehrt.

Die Kennzeichnung „In-Game Purchases“ weist darauf hin, dass In-Game-Käufe möglich sind.

Der Hinweis „Bad Language“ weist darauf hin, dass das Spiel vulgäre Sprache, Schimpfwörter und Beleidigungen enthält.

Hier finden Sie eine Übersicht mit Erklärungen zu den jeweiligen PEGI-Symbolen.

Unser Tipp

Auch wenn die PEGI-Einstufungen in Deutschland nicht verbindlich sind, können Eltern hierüber trotzdem weitere Informationen erhalten.

Bieten Alterseinstufungen eine absolute Sicherheit?

Nein. Alterseinstufungen können immer nur einen Anhaltspunkt liefern, welche Inhalte für welche Altersgruppen geeignet sind.

Die Alterskennzeichen der USK sind keine pädagogischen Empfehlungen, sondern geben Auskunft über mögliche Entwicklungsbeeinträchtigungen.

Pädagogische Empfehlungen können Sie sich zum Beispiel beim Spieleratgeber NRW einholen.

Im Einzelfall müssen die Eltern entscheiden, was für ihr Kind geeignet ist.

Die Prüfung der USK kann sich außerdem nicht auf die konkrete Interaktion zwischen Spieler:innen erstrecken.

Vor allem bei Online-Spielen kommt es immer wieder vor, dass Personen sich unangemessen verhalten (Beleidigungen über die Chatfunktion oder anstößige Sprache).

Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „toxischem Verhalten“ oder „trollen“.

Darüber hinaus können bei Spielen, die benutzergenerierte Inhalte (User Generated Content, kurz: UGC) erlauben (Bilder, Bewertungen, Videoclips), ebenfalls ungeprüfte und eventuell unangemessene Inhalte in das Spiel gelangen.

Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn vor einem Computer.

Elternratgeber: Kinder und Videospiele

Deutschland ist mit über 34 Millionen Spielerinnen und Spielern der größte Gaming-Markt Europas.

Computer- und Videospiele sowie Spiele-Apps sind sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt.

In dieser Broschüre finden Eltern und Erziehungsberechtigte nützliche Informationen zum Thema: Kinder und Videospiele. 

Dateigröße: 2,4 MB

Wie kann ich verhindern, dass mein Kind ungeeignete Spiele kauft und spielt?

Im stationären Einzelhandel sowie im klassischen (Online-)Versandhandel müssen die Verkäufer:innen sicherstellen, dass die Altersfreigaben beachtet werden.

Dies geschieht durch Alterskontrollen. Im Ladengeschäft wird hierfür in der Regel die Vorlage des Personalausweises verlangt.

Im Versandhandel wird auf andere Techniken zurückgegriffen, etwa das Postident-Verfahren der Deutschen Post.

Der Verkauf von physischen Datenträgern verliert bei Videospielen jedoch zunehmend an Bedeutung.

Der Trend geht immer mehr in Richtung digitale Inhalte, die als Download verfügbar sind.

Hierfür gelten wiederum andere Regelungen.

Was bedeutet technischer Jugendschutz bei digitalen Inhalten?

Beim Vertrieb von reinen Download-Titeln muss der sogenannte „technische Jugendschutz“ berücksichtigt werden.

Bedeutet, dass die Anbieter:innen verpflichtet sind, ein geeignetes System einzurichten, das den Anforderungen des Gesetzes genügt.

Hierfür gibt es verschiedene, technische Möglichkeiten.

Als Beispiel: Nintendo nutzt ein geschlossenes Jugendschutzsystem.

Dadurch können Eltern spezielle Nutzerkonten für Kinder erstellen.

Zudem besteht die Möglichkeit festzulegen, welche Inhalte und Funktionen von Kindern genutzt oder abgerufen werden können.

Andere Anbieter:innen hinterlegen entsprechende Informationen auf ihren Plattformen, die von spezieller Jugendschutzsoftware, zum Beispiel JusProg ausgelesen werden können.

Die Jugendschutzsoftware reguliert, welche Inhalte abrufbar oder gesperrt sind.

Auch zeitliche Beschränkungen, ähnlich der Sendezeitvorgaben im Fernsehen, sind grundsätzlich möglich.

Beispiel

Eine Onlineplattform bietet Titel mit der USK-Einstufung „keine Jugendfreigabe“ zwischen 23 Uhr und 06 Uhr zum Kauf an.

Wichtig: Die Anbieter müssen lediglich eine zugelassene, technische Möglichkeit anbieten, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen.

Die Einrichtung und Nutzung der jeweiligen Systeme liegen in der Verantwortung der Eltern.

Kinderschutz bei Computerspielen: Wie kann ich eine Kindersicherung einrichten?

Die Kindersicherung hängt vom jeweiligen Gerät ab.

Bei Smartphones bieten sowohl die Betriebssysteme Android als auch iOS verschiedene Optionen, mit denen Eltern diverse Jugendschutzeinstellungen direkt am Gerät vornehmen können.

Das gilt auch für Videospielkonsolen, wie Xbox, Playstation und Nintendo.

Hier können die Kindersicherung und Familienverwaltung direkt über die Konsole eingestellt werden.

Darüber hinaus bietet Windows 10 verschiedene Möglichkeiten für Jugendschutzeinstellungen.

Die Google Family Link-App bietet ebenfalls gute technische Schutzmaßnahmen. Damit können Sie Regeln für den Umgang Ihrer Kinder mit digitalen Medien festlegen.

Unser Tipp

Eltern sollten sich vorab darüber informieren, welche Einstellmöglichkeiten das jeweilige Endgerät bietet und die gewünschten Optionen einrichten.

Hilfsangebote bei Computerspielsucht

Videospiele sind längst in weiten Teilen der Gesellschaft angekommen und aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken.

Übermäßiges Spielen kann jedoch auch ein Problem werden, zum Beispiel, wenn andere Dinge über einen längeren Zeitraum hinweg vernachlässigt oder der Kontakt zu Familien und Freunden immer weiter reduziert wird.

Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die auf ein problematisches Spielverhalten hinweisen können.

Anzeichen für eine Spielsucht

Mögliche Anzeichen für eine Computerspielsucht können sein:

  • Dauerhafte Vernachlässigung von Schule, Ausbildung / Studium oder Beruf,
  • Distanzierung von Familienangehörigen, Freunden oder Bekannten,
  • Kontrollverlust über Dauer und Häufigkeit des Spielens,
  • Ignorieren von Grundbedürfnissen (Essen und Trinken, Schlaf oder Körperhygiene).

Wer bei sich selbst, Angehörigen oder Freunden entsprechende Symptome bemerkt, sollte im Zweifel professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Es gibt eine Vielzahl von Informations- und Hilfsangeboten:

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