In-App-Käufe & In-Game-Käufe: Das Milliarden-Geschäft mit Zusatzinhalten

Lesezeit: 9 Minuten 

Große Spieltitel von amerikanischen und europäischen Entwicklern gibt es nicht mehr nur für Konsolen oder PCs, sondern meist auch für mobile Endgeräte wie das Smartphone oder Tablet.

Besonders beliebt und erfolgreich bei Kindern und Jugendlichen sind Gratis-Spiele, besser bekannt als Free-to-Play (Free2Play, kurz: F2P).

Dauerbrenner sind die kostenlosen Spiele Candy Crush aus Malta oder das finnische Clash of Clans.

Die vermeintlich kostenlosen Apps bieten zahlreiche kostenpflichtige Zusatzinhalte, unter anderem Extraleben, Skins (Outfits) oder Lootboxen (Schatztruhe oder Beutekiste), die man sich erspielen oder gegen echtes Geld freischalten kann.

Gerade wenn Kinder und Jugendliche Zugriff auf ein Smartphone oder Tablet haben, können In-App-Käufe bei unzureichendem Schutz kostenintensiv werden.

Podcast-Episode anhören

Jetzt kostenlos abonnieren und keine Folgen mehr verpassen!

Zusammenfassung: In-App-Käufe und In-Game-Käufe

  • Free2Play-Titel (Gratis-Apps oder -Spiele) sind besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt.
  • In-App-Käufe werden über mobile Endgeräte (Smartphone oder Tablet) getätigt.
  • In-Game-Käufe beschreiben Käufe, die im Spiel (Computer oder Konsole) ausgeführt werden.
  • Kostenlose Apps und Spiele können durch kostenpflichtige Zusatzinhalte (In-App-Käufe & In-Game-Käufe) kostenintensiv werden.
  • Beim Pay-to-Win-Modell (englisch für: „Zahle, um zu gewinnen“) handelt es sich meist um Multiplayer-Spiele, bei denen Sie sich für echtes Geld einen Vorteil gegenüber anderen Spieler:innen erkaufen können, um so leichter zu gewinnen.

Was bedeutet In-App-Käufe und In-Game-Käufe?

In-App-Käufe und In-Game-Käufe beschreiben Käufe, die Sie für Zusatzinhalte innerhalb einer App (In-App-Kauf) oder im Spiel (In-Game-Kauf) ausführen können.

Das können etwa neue Level (Spielabschnitte), Upgrades (Verbesserungen) oder mehr Leben sein.

Das Gefährliche daran: Meist handelt es sich bei den Transaktionen um kleinere Euro-Beträge.

Eltern und Erziehungsberechtigte sollten die Ausgaben daher stets im Blick behalten.

Diese können nämlich schnell zu einer hohen Summe anwachsen und somit zu einer echten Kostenfalle werden.

Free-to-Play ist längst nicht mehr nur für mobile Geräte erhältlich, sondern auch für den PC und für Konsolen.

Gratis Spiel-Apps mit In-App-Käufen

In unserer Übersicht finden Sie bekannte Gratis-Apps, bei denen In-App-Käufe möglich sind:

  • Brawl Stars (USK 12)
  • Call of Duty: Mobile (USK 16)
  • Clash of Clans (USK 6)
  • PUBG Mobile (USK 16)
  • Roblox (USK 12)

Computer- & Videospiele mit In-Game-Käufen

In unserer Übersicht finden Sie bekannte Computer- und Videospiele, bei denen In-Game-Käufe möglich sind:

  • Call of Duty (USK18)
  • FIFA (USK 0)
  • Fortnite (USK 12)
  • GTA (Grand Theft Auto – USK 18)
  • NBA2K (USK 0)

Wer etwa in GTA sein Millionärsdasein ausleben möchte, muss für 8.000.000 GTA-Dollar derzeit knapp 75 Euro auf den Tisch legen.

Man kann natürlich auch durch das Spielen von Missionen Geld verdienen.

Bis man die oben genannte Summe zusammen hat, dauert es allerdings eine gute Weile.

Aber auch das kostenlose und vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebte Actionspiel Fortnite ist für seine In-Game-Käufe bekannt.

Für das Freischalten neuer Skins, Outfits oder Animationen benötigt man virtuelle Punkte.

Diese können durchs Zocken und Erfüllen von Aufgaben erspielt werden.

Wer jedoch nicht so lange spielen will, kann sein virtuelles Konto mit Echtgeld aufstocken.

Die Preise liegen zwischen 19,99 Euro (2.800 V-Bucks) und 79,99 Euro (13.500 V-Bucks).

Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn vor einem Computer.

Elternratgeber: Kinder und Videospiele

Deutschland ist mit über 34 Millionen Spielerinnen und Spielern der größte Gaming-Markt Europas.

Computer- und Videospiele sowie Spiele-Apps sind sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt.

In dieser Broschüre finden Eltern und Erziehungsberechtigte nützliche Informationen zum Thema: Kinder und Videospiele. 

Dateigröße: 2,4 MB

Wie funktionieren In-App-Käufe?

Jeder In-App-Kauf muss einzeln bestätigt werden. Die Bezahlung wird dann über die App-Stores abgewickelt.

Dort kann man Kreditkarten-, Konto- oder Handynummern hinterlegen, die die Abwicklung ermöglichen.

Außerdem besteht die Möglichkeit, sein Guthaben mit Prepaidkarten aufzufüllen. Diese sind im Einzelhandel oder an Tankstellen erhältlich.

Sollte kein Passwortschutz auf dem Endgerät eingerichtet sein, reichen schon ein paar wenige Klicks, um (versehentlich) etwas zu kaufen.

Widerrufsrecht: Kann ich digitale Inhalte zurückgeben?

Normalerweise haben Sie bei online abgeschlossenen Verträgen ein 14-tägiges Widerrufsrecht.

Bei digitalen Inhalten, etwa In-App-Käufe, Downloads, erlischt das Widerrufsrecht, sobald man auf den Inhalt zugreifen kann.

Beispiel

Bei digitalen Spielen ist das bereits mit Beginn des Downloadvorgangs der Fall.

Dennoch bieten einige Anbieter die Möglichkeit, das Spiel zum Beispiel bis zu zwei Stunden „anzutesten“.

Schauen Sie daher am besten vor dem Kauf in die Widerrufsbelehrung.

Beim Online-Streaming erlischt das Widerrufsrecht, wenn Sie mit dem Stream beginnen.

Sind Free-to-Play-Spiele wirklich kostenlos?

F2P-Spiele sind im Google Play Store, Apple App-Store sowie auf allen großen bekannten Gaming-Plattformen, zum Beispiel Epic Games Store, Google Stadia, Microsoft Store, Nintendo eShop, Origin, PlayStation Store oder Steam, zu finden.

Free-to-Play-Titel unterscheiden sich zunächst nicht von kostenloser Software (Freeware).

Häufig sind Gratis-Spiele aber so gestaltet, dass Sie fürs Weiterkommen sehr viel Zeit investieren müssen oder ohne den Einsatz von Geld nur schwer weiterkommen.

Heißt: Sie können F2P-Spiele kostenlos auf die Konsole, den PC, das Smartphone oder Tablet herunterladen und die grundlegenden Spielinhalte nutzen.

Es stellt sich also die abschließende Frage: Sind F2P-Spiele wirklich kostenlos?

Grundsätzlich können die meisten Spiele kostenlos durchgespielt werden.

Dennoch dürfen Sie nicht vergessen: auch Spielentwickler verfolgen wirtschaftliche Interessen.

Das geschieht hauptsächlich über In-Game und In-App-Käufe oder Werbung.

Was bedeutet Pay-to-Win?

Beim Pay-to-Win (kurz: P2W, englisch für: „zahle, um zu gewinnen“) können Sie sich durch den Kauf besonderer Gegenstände (Items) einen Spielvorteil gegenüber anderen Spieler:innen erkaufen.

Denn der größte Erlös wird nicht mehr mit dem Verkauf von Soft- und Hardware erwirtschaftet, sondern durch In-App-Käufe und In-Game-Käufe.

Laut Jahresreport 2021 der deutschen Gamesbranche wurden 2020 wurden plattformübergreifend 3,25 Milliarden Euro für In-Game & In-App-Käufe in Deutschland ausgegeben.

Meist fallen für In-Game oder In-App-Käufe kleinere einstellige Euro-Beträge an.

Dadurch soll bei Spielern die Hemmschwelle gesenkt werden, Geld auszugeben.

Sind Zusatzinhalte nicht auf einen klaren Spielvorteil ausgerichtet, handelt es sich nicht um Pay-to-Win, sondern um einen In-Game- oder In-App-Kauf.

Kleidung, Accessoires oder Waffen bringen manchmal nämlich keinerlei Vorteile, sind rein optischer Natur und dienen lediglich zur Individualisierung des virtuellen Spielcharakters.

Free2Play besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt

Viele große Spielentwickler haben das Potenzial von Free2Play erkannt und bieten ihre großen Titel mittlerweile plattformübergreifend oder als kostenlose Spiele-App an.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen sind die Gratis-Spiele sehr beliebt.

Neben In-Game- und In-App-Käufen oder der Pay2Win-Mechanik, finanzieren sich manche Spiele zusätzlich über Werbeanzeigen

Während des Spiels befinden sich dann am Bildschirmrand dauerhaft Werbebanner oder Werbevideos.

Außerdem kann es zwischen den Levels vorkommen, dass das Spiel von Werbung unterbrochen wird.

Diese kann auch gezielt auf Minderjährige ausgerichtet sein.

Viele Free2Play-Spiele sind zwar ohne den Einsatz von Echtgeld spielbar, kosten allerdings einiges an Zeit und sind mit kostenlosen Mitteln nur schwer zu gewinnen. Das erzeugt Frust.

Dürfen Minderjährige In-App-Käufe abschließen?

Kinder bis 7 Jahre sind nicht geschäftsfähig und können daher keine Verträge, wie In-App-Käufe, abschließen.

Ab dem 7. Lebensjahr sind Kinder beschränkt geschäftsfähig.

Damit ein Vertrag jedoch wirksam wird, muss die gesetzliche Vertreterin oder der gesetzliche Vertreter zustimmen.

Eine Ausnahme davon ist der sogenannte Taschengeldparagraf.

Kinder und Jugendliche dürfen ihr Taschengeld frei verwenden, solange die Erziehungsberechtigten mit dem Zweck einverstanden sind.

Bedeutet: Um Spielzeug oder Süßigkeiten zu kaufen, muss keine vorherige Genehmigung eingeholt werden.

Müssen Eltern für In-App-Käufe ihrer Kinder haften?

Problematisch wird es, wenn das Kind das Konto oder den Account der Eltern nutzt.

Auch hier gilt: Eltern müssen mit dem Vertragsschluss durch den Minderjährigen einverstanden sein.

Wenn das Kind also unbeaufsichtigt einen Kauf tätigt, können Sie der Rechnung widersprechen – je früher, desto besser.

Meist lehnen die Unternehmen eine Erstattung zunächst ab.

Lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern und bestehen Sie auf Ihren Standpunkt.

Anders ist die Lage, wenn Minderjährige solche Käufe wiederholt tätigen.

Dann geht die Rechtsprechung nämlich davon aus, dass die Eltern diese Ausgaben zumindest geduldet haben.

In diesem Fall wird es schwierig, die Rechnung zu bestreiten.

Dasselbe gilt, wenn dem Kind oder Jugendlichen das Passwort für einen In-App-Kauf überlassen wurde.

Daher ist es wichtig, wiederholte In-App-Käufe durch Kinder zu verhindern.

5 Tipps: In-App-Käufe von Minderjährigen verhindern

  • Kontaktieren Sie Ihren Mobilfunkanbieter und verlangen Sie eine Drittanbietersperre. Dadurch lassen sich ungewollte Abbuchungen über die monatliche Handyrechnung verhindern.
  • Die Nutzung einer Prepaid-Karte als Zahlungsmittel kann helfen, einen Überblick über die Ausgaben zu behalten.
  • Speichern Sie keine Bankkarten- oder Kreditkartendaten auf dem Handy Ihres Kindes.
  • Vermeiden Sie die Nutzung von „Carrier-Billing“, also der automatischen Abrechnung über die monatliche Handyrechnung. Diese Funktion muss normalerweise aktiviert werden und ist nicht voreingestellt.

Jetzt kostenlose Hilfe holen

Hat Ihr Kind unerlaubterweise einen In-App-Kauf gemacht und das Unternehmen reagiert nicht auf Ihren Einwand?

Sitzt der Spielanbieter im EU-Ausland, Island, Norwegen oder dem Vereinigten Königreich, helfen wir Ihnen kostenlos.

Publisher aus Europa

In unserer Liste finden Sie einige Beispiele für bekannte Computer- und Videospiele sowie Spiele-Apps, die europäische Publisher (Herausgeber) veröffentlicht haben:

  • Anno 1800, Assassins Creed, Watch Dogs (Publisher: Ubisoft / Frankreich),
  • Angry Birds (Publisher: Rovio / Finnland),
  • ARMA 3, Day Z (Publisher: Bohemia Interactive / Tschechische Republik),
  • Asphalt 9: Legends (Publisher: Gameloft / Frankreich),
  • Brawl Stars, Clash of Clans (Publisher: SuperCell / Finnland),
  • Candy Crush, Crash Bandicoot: On the Run! (Publisher: King / Malta),
  • Cities: Skylines (Publisher: Paradox Interactive / Schweden),
  • CyberPunk 2077, The Witcher (Publisher: CD Project Red / Polen),
  • Eurotruck Simulator 2 (Publisher: SCS Software / Tschechische Republik),
  • Frostpunk (Publisher: 11 bit Studios / Polen),
  • theHunter: Call of the Wild (Publisher: Avalanche Studios / Schweden).

Hilfsangebote bei Computerspielsucht

Videospiele sind längst in weiten Teilen der Gesellschaft angekommen und aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken.

Übermäßiges Spielen kann jedoch auch ein Problem werden, zum Beispiel, wenn andere Dinge über einen längeren Zeitraum hinweg vernachlässigt oder der Kontakt zu Familien und Freunden immer weiter reduziert wird.

Es gibt eine Vielzahl von Symptomen, die auf ein problematisches Spielverhalten hinweisen können.

Anzeichen für eine Spielsucht

Mögliche Anzeichen für eine Computerspielsucht können sein:

  • Dauerhafte Vernachlässigung von Schule, Ausbildung / Studium oder Beruf,
  • Distanzierung von Familienangehörigen, Freunden oder Bekannten,
  • Kontrollverlust über Dauer und Häufigkeit des Spielens,
  • Ignorieren von Grundbedürfnissen (Essen und Trinken, Schlaf oder Körperhygiene).

Wer bei sich selbst, Angehörigen oder Freunden entsprechende Symptome bemerkt, sollte im Zweifel professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Es gibt eine Vielzahl von Informations- und Hilfsangeboten:

Finanziert durch die Europäische Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors / der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder des Europäischen Innovationsrates und der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen (EISMEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür zur Verantwortung gezogen werden.