Maut & Vignette in Österreich – wann Ersatzmaut und Strafe drohen
Wer in Österreich mit dem Auto unterwegs ist, muss auf Autobahnen und Schnellstraßen eine Maut entrichten. Benötigt wird eine Vignette. Diese gibt es entweder klassisch zum Aufkleben oder als digitale Vignette. Wer keine Vignette hat, sie falsch anbringt oder das Kennzeichen falsch eingibt, erhält nachträglich eine Zahlungsaufforderung.
Wir erklären, was es mit Ersatzmaut und Bußgeld auf sich hat und wie man sich wehren kann.
Allgemeines über die Vignette in Österreich
Klebevignetten sind von Deutschland aus an grenznahen Tankstellen oder online (z.B. ADAC, AVD, ACE, TollTickets.com) erhältlich. In Österreich gibt´s die Klebevignette an Tankstellen, in Tabak- und Schreibwarenläden sowie bei den Automobilclubs.
Die digitale Vignette ist u. a. online über die offizielle Website asfinag.at erhältlich. Sie kostet genauso viel wie die Klebevignette. Wichtig: Bei Online-Bestellung ist die digitale 2-Monats und Jahresvignette frühestens am 18. Tag nach dem Kauf gültig! Grund dafür ist das Widerrufsrecht.
Die digitale Vignette kann aber auch bei den Verkaufsstellen vor Ort (Tankstellen etc.) gekauft werden. In diesem Fall entfällt die Frist und die digitale Vignette ist sofort gültig.
Fahrzeuge über 3,5 t brauchen keine Vignette. Sie müssen eine Go-Box zur Abrechnung der digitalen Maut der Bord haben. Näheres auf go-maut.at
Für 2025 gelten folgende Preise (gültig ab 1. Dezember 2024)
PKW:
10-Tages-Vignette: 12,40 Euro
2-Monats-Vignette: 31,10 Euro
Jahresvignette: 103,80 Euro
1-Tages-Vignette: 9,30 Euro (nur digital erhältlich)
Motorrad:
10-Tages-Vignette: 4,90 Euro
2-Monats-Vignette: 12,40 Euro
Jahresvignette: 41,50 Euro
1-Tages-Vignette: 3,70 (nur digital erhältlich)
- A1 (Walserberg bis Salzburg-Nord)
- A12 (Kiefersfelden bis Kufstein-Süd)
- A14 (Hörbranz bis Hohenems)
- A26 Linzer Autobahn (aktuell im Bau, Vignettenpflicht nach Fertigstellung)
- S5 (KnotenJettsdorf bis Krems an der Donau)
Kameras auf den Autobahnen und Schnellstraßen kontrollieren vollautomatisch die Gültigkeit von Klebevignetten und digitalen Vignetten Bei der elektronischen Maut wird das abgefilmte KFZ-Kennzeichen mit einer Datenbank abgeglichen, um festzustellen, ob eine digitale Vignette vorliegt.
Stichprobenkontrollen können auch von Mitarbeitern der Autobahn-Betreibergesellschaft ASFINAG oder von der Polizei durchgeführt werden.
Unabhängig von der Vignettenpflicht kosten bestimmte Tunnel und Pass-Straßen extra (z. B. der Brenner A 13 oder der Felbertauerntunnel). Die Streckenmaut bezahlen Sie entweder direkt an der Mautstelle oder vorab im Internet.
Die betroffenen Strecken und einen Mautplaner finden Sie unter asfinag.at/maut-vignette/streckenmaut/
Klebevignette richtig anbringen
Die Klebevignette muss vor Fahrtantritt korrekt angebracht werden. Nur so kann sie von den Mautkameras als gültig erkannt werden.
Zunächst ist die Fälschungsschutzfolie (erkennbar an den gekreuzten Balken) zu entfernen. Danach sollten Autofahrer die Vignette gut sichtbar von innen an die Windschutzscheibe kleben, am besten am oberen Rand unterhalb eines eventuellen Tönungsstreifens.
Motorradfahrer sollten die Vignette an fest angebrachten Teilen anbringen, empfohlen wird z. B. der Tank oder das Gabelhorn.
Hilfreich ist ein kurzes YouTube-Video der ASFINAG.
Typische Fehler beim Anbringen der Klebevignette
- Klebevignette wird ins Handschuhfach gelegt
- Klebevignette wird hinter die Windschutzscheibe gelegt
- Klebevignette wird mit Tesa an die Windschutzscheibe befestigt
- Trägerfolie wird vor dem Anbringen nicht abgezogen
Für die Autobahn-Betreibergesellschaft ASFiNAG macht es keinen Unterschied, ob man gar keine Vignette gekauft hat oder sie nur nicht richtig befestigt hat. Beides wird als Verstoß gegen die Vignettenpflicht gewertet und bestraft.
Was beim Kauf der digitalen Vignette schief gehen kann
Auch beim Kauf der digitalen Vignette können Fehler passieren.
Häufige Fehler:
- Falsches Länderkennzeichen, AT statt DE.
- Bindestrich an der falschen Stelle, z.B. HY-X1221 statt H-YX1221
- Der Kauf der digitalen Vignette wurde nicht bestätigt, z.B. weil die Zahlung nicht funktioniert hat.
- Der Gültigkeitszeitraum der Vignette wurde falsch gewählt.
Solche Fehler können auch an einer Tankstelle auftreten, wenn der Verkäufer falsche Eingaben macht. Prüfen Sie immer sofort die Richtigkeit der Angaben!
Egal ob keine digitale Vignette oder falsche Angaben. Beides wird von der ASFiNAG als Mautvergehen verfolgt.
Leitfaden zur Vignette in Österreich
Das Europäische Verbraucherzentrum Italien, Bozen hat einen Leitfaden zur Maut und Vignette in Österreich (PDF) herausgebracht.
Vignette in Österreich - Informationen zum Verfahren bei einem Verstoß
Wer gegen die Mautregeln verstößt, begeht nach dem österreichischen Bundesstraßenmautgesetz „Mautprellerei“. Die Forderungen werden wie folgt eingetrieben.
Beispiele: Ersatzmaut- und Bußgeldbescheide aus Österreich
Hier finden Sie Beispiele für Schreiben, die deutsche Autofahrerinnen und Autofahrer bei Vignettenverstößen erhalten.
Ein Klick auf das jeweilige Dokument öffnet eine PDF-Datei.
1. Ersatzmaut
Als erstes werden Autofahrerinnen und Autofahrer von der Betreibergesellschaft ASFiNAG schriftlich informiert und zur Zahlung einer Ersatzmaut aufgefordert. Diese beträgt für PKW 120 Euro inkl. MwSt. Zahlungsfrist: vier Wochen ab Ausfertigung des Schreibens.
Bei der Ersatzmaut handelt es sich um ein „Angebot“ der ASFiNAG, die Angelegenheit ohne behördliches Verfahren beizulegen. Es handelt sich weder um ein Bußgeld noch um eine Vertragsstrafe.
Wird die Ersatzmaut bezahlt, wirkt dies als Strafaufhebungsgrund hinsichtlich des Tatbestandes der Mautprellerei.
Wird die Ersatzmaut nicht bezahlt, leitet die ASFINAG den Fall an die Behörde weiter, die ein Verwaltungsverfahren einleiten kann.
Wichtig: Die ASFINAG ist grundsätzlich nicht bereit, die Ersatzmaut zurückzunehmen oder über die Höhe der Ersatzmaut zu verhandeln, wenn ein Mautverstoß festgestellt wurde.
2. Informationsschreiben
Liegt die Sache bei der zuständigen Behörde in Österreich, schickt diese zunächst ein Informationsschreiben (Anonymverfügung) an den Fahrzeughalter/die Fahrzeughalterin.
Die geforderte Verwaltungsstrafe kann bis zu 365 Euro betragen. Der Betrag ist innerhalb von vier Wochen nach Ausfertigung (nicht Zustellung!) des Schreibens zu entrichten. Der Betrag muss innerhalb dieser Frist bei der Behörde eingehen.
Zu beachten ist, dass gegen dieses Informationsschreiben keine Rechtsmittel eingelegt werden können. Die Behörde ist daher nicht verpflichtet, auf solche Anträge zu reagieren.
Wird die Zahlung verweigert, kommt es zu einer Anzeige (siehe Punkt 3). Dort ist dann ein Einspruch möglich.
3. Die Strafverfügung: Einspruch möglich
Wird der Zahlungsaufforderung im Informationsschreiben nicht nachgekommen, leitet die Behörde ein Verfahren zur Fahrerermittlung ein. Wer nicht selbst gefahren ist, hat nun die Möglichkeit anzugeben, wer das Fahrzeug zur Tatzeit gelenkt hat.
Es folgt eine Strafverfügung. Die Strafe beträgt zwischen 300 und 3.000 Euro.
Gegen diesen Strafbescheid kann innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung schriftlich per Post oder E-Mail Einspruch bei der ausstellenden Behörde eingelegt werden. Der Einspruch kann auch mündlich vor Ort erfolgen. Aus dem Einspruch muss eindeutig hervorgehen, dass es sich um einen Einspruch gegen die konkrete Strafverfügung handelt.
Es ist wichtig, Gegenargumente vorzubringen. Bei günstiger Sachlage kann dies dazu führen, dass die Strafe gemildert, das Verfahren eingestellt oder nur eine Abmahnung ausgesprochen wird.
Hinsichtlich der Verjährung ist zu beachten, dass die Strafverfügung innerhalb eines Jahres nach der Mautübertretung von der Behörde verfasst (nicht zugestellt!) worden sein muss, sonst wird die Forderung gegenstandslos.
Welche Konsequenzen drohen, wenn die Geldstrafe nicht bezahlt wird?
Zwischen Deutschland und Österreich besteht ein Amts- und Rechtshilfeabkommen, das die Vollstreckung von Geldstrafen ab einem Betrag von 25 Euro ermöglicht.
Auch wenn der Bescheid nicht in Deutschland vollstreckt wird, bleibt er dennoch in Österreich gültig. Bei einer erneuten Einreise nach Österreich kann es daher bei einer Kontrolle zur Vollstreckung des Bußgeldes kommen.
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