Maut-Nachforderung aus Italien
Wer in Italien mit dem Auto unterwegs ist, könnte nach Rückkehr Post von der italienischen Firma Nivi SpA erhalten. In der Regel ist eine nicht bezahlte Mautgebühr der Grund. Viele Reisende sind verunsichert und fragen sich, ob die Forderung rechtens ist und bezahlt werden muss.
Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland erklärt, worauf es ankommt.
Erhalten Italien-Reisende eine Aufforderung zur Maut-Nachzahlung, ist die Verwunderung meist groß.
„Wie kann es sein, dass man nun eine Mautnachzahlung von mir fordert? Ich bin mir sicher die Maut bezahlt zu haben – schließlich ging die Schranke auf“, lautet eine gängige Anfrage beim EVZ.
Zunächst muss gesagt werden, dass sich die Schranken auf den italienischen Autobahnen aus Sicherheitsgründen immer nach einer gewissen Zeit öffnen, unabhängig davon, ob man gezahlt hat oder nicht.
Hinzu kommt, dass es in Italien gebührenpflichtige Autobahnabschnitte gibt, die überhaupt keine Mautschranken mehr haben.
Wer in Italien eine mautpflichtige Autobahn benutzt und die Gebühr nicht bezahlt hat, aus welchen Gründen auch immer, bleibt rechtlich gesehen zur Zahlung verpflichtet.
Gegenüber ausländischen Autofahrerinnen und Autofahrern werden die Forderungen von dem italienischen Inkassobüro Nivi SpA aus Florenz eingetrieben.
Im Folgenden gehen wir auf einige Gründe ein, wie bei der Mautzahlung vor Ort etwas schiefgehen kann und Sie in der Folge dann zur Nachzahlung aufgefordert werden.
Free Flow Maut-System ohne Schranke
Auf den Autobahnen A36 bei Mailand (Pedemontana), A59 (Como) und A60 (Varese) gilt das sogenannte „Free Flow“ Maut-System.
Um den Verkehrsfluss nicht zu stören, wird hier auf eine feste Mautstation und Schranken verzichtet.
Bei der Durchfahrt werden die Fahrzeuge automatisch durch Kameras registriert. Über das Kfz-Kennzeichen und das Fahrzeugmodell wird der zu zahlende Betrag berechnet.
Hier gibt’s eine Karte mit den Autobahnabschnitten, die das „Free Flow“-System anwenden. Zukünftig werden höchstwahrscheinlich weitere Streckenabschnitte hinzukommen.
Die Zahlung an der Mautstation hat nicht funktioniert
Es kann vorkommen, dass eine Kartenzahlung an der Mautstation nicht akzeptiert wird, obwohl die Karte gültig ist. Man erhält eine Quittung mit der Aufschrift „Mancato pagamento“, was so viel wie „nicht bezahlt“ heißt.
Man wird aufgefordert, die Maut unter Vorlage der Quittung nachzuzahlen. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer denken, dieser Zettel ist nur ein Zahlungsbeleg und werfen ihn achtlos weg.
Das Mautpersonal streikt
Wenn in Italien das Mautpersonal streikt, werden die Schranken geöffnet und man kann ohne zu bezahlen die Mautstelle durchfahren.
Der Mautbetreiber hat dennoch einen Anspruch auf Nachzahlung.
In die falsche Spur eingeordnet („Telepass“)
Wer sich auf italienischen Autobahnen in eine Telepass-Spur einordnet, kann die elektronische Maut nur mit einem entsprechenden Bordgerät bezahlen. Eine andere Zahlungsmöglichkeit gibt es auf diesen Spuren nicht. Aus Sicherheitsgründen öffnet sich die Schranke dennoch, auch wenn man nicht bezahlt hat.
Den fälligen Betrag wird der Mautbetreiber im Nachgang einfordern.
Autobahnmaut nachbezahlen – so gehen Sie vor
Wenn Sie von einem der beschriebenen Fälle betroffen sind und die Bezahlung nicht erfolgt ist, können Sie die Maut wie folgt nachzahlen:
- suchen Sie eine der Servicestellen der Autobahngesellschaft „Punto Blu“auf. Diese finden sich an größeren Raststätten entlang der Autobahnen.
- wenden Sie sich innerhalb von 15 Tagen an die zuständige Autobahngesellschaft, um den Betrag zu begleichen. Näheres erfahren Sie auf den jeweiligen Internetseiten und auf autostrade.it
Kann ich gegen eine Mautforderung Einspruch einlegen?
Wenn Sie die Forderung nicht nachvollziehen können oder der Meinung sind, dass ein Fehler vorliegt, können Sie beim Inkassobüro Einspruch einlegen. Dies sollte möglichst schnell erledigt werden, um weitere Mahnungen zu vermeiden.
Auf dem Forderungsschreiben von Nivi SpA finden Sie einen Link mit persönlichen Zugangsdaten zu Ihrer Akte.
Wenn Sie diese auf der entsprechenden Seite eingeben, erhalten Sie Einsicht in den gesamten Verfahrensablauf, samt Fotos. Auch finden Sie hier die Kontaktdaten, um Einspruch einzulegen.
Häufig gestellte Fragen zum Inkasso-Schreiben aus Italien
Wenn Sie die italienischen Autobahnen genutzt haben, müssen Sie dafür bezahlen.
Dies gilt auch, wenn Sie für eine nicht ordnungsgemäße Zahlung keine Schuld trifft (zum Beispiel der Automat war defekt).
In der Regel nicht.
Forderungen aus nicht bezahlter Maut verjähren nach italienischem Recht erst nach 10 Jahren.
Der Mautbetreiber kann diese Frist auch bis zum Schluss ausnutzen.
Deshalb dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Mautforderung erst Jahre später eintrudelt.
Nivi SpA ist ein italienisches Inkassounternehmen.
Die Betreibergesellschaft der italienischen Autobahnen, „Autostrade Italia“, beauftragt Nivi SpA mit der Nachforderung unbezahlter Maut gegenüber ausländischen Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughaltern.
Nivi SpA hat keinen direkten Zugriff auf deutsche Halterdaten.
Das Kraftfahrtbundesamt gibt jedoch Halterinformation heraus, sofern ein berechtigtes Interesse besteht.
Die Geltendmachung nichtbezahlter Straßennutzungsgebühren ist ausreichend und stellt ein solches berechtigtes Interesse dar.
Nach italienischem Recht haften sowohl Fahrerinnen und Fahrer, als auch Halterinnen und Halter gleichermaßen.
Wenn Sie nicht gefahren sind, können Sie von der Fahrerin oder dem Fahrer das Geld zurückfordern. Bezahlen müssen Sie aber dennoch erst einmal selbst.
Nach italienischem Recht dürfen die Auslagen, die für die Eintreibung einer nicht gezahlten Maut entstehen, in Rechnung gestellt werden.
Neben den Personalkosten fallen im Rahmen der Nacherhebung auch Gebühren für die Halterauskunft und für den Versand der Schreiben an.
Wie jede andere privatrechtliche Forderung auch, kann eine nicht gezahlte Maut vor Gericht eingeklagt werden.
Die Firma Nivi SpA ist hierzu aber nicht bevollmächtig. Sie wird nur außergerichtlich tätig.
Sollten Sie der Zahlung nicht nachkommen, kann Ihr Fall an einen klagebefugten Anwalt weitergereicht werden.
Nach Auskunft von Nivi SpA geht einer Mahnung immer eine Zahlungsaufforderung voraus. Beides wird an die gleiche Adresse geschickt.
Warum manchmal nur eines der Schreiben ankommt, lässt sich nicht erklären.
Laut Nivi SpA führt ein zweites Anschreiben aber nicht zu einer Erhöhung der Gebühren.
Wenn Sie Hilfe oder Unterstützung brauchen, können Sie sich kostenlos über unser Online-Formular an das EVZ Deutschland wenden.
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