Vorsicht bei Kreditangeboten über Facebook, WhatsApp, LinkedIn & Co.

Im Internet und in den sozialen Medien versuchen Kriminelle immer wieder, die finanzielle Notlage von Menschen auszunutzen, um schnelles Geld zu machen.

Die Betrugsmasche funktioniert über eigens eingerichtete Internetseiten, Anzeigen oder Kommentare, in denen günstige, schufafreie Kredite von Banken und Vermittlern aus dem EU-Ausland oder von Privatpersonen versprochen werden.

Video anschauen: Kreditbetrug abwehren

Gefälschte Profile und falsche Versprechungen

Die Masche kommt vor allem in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, LinkedIn oder Pinterest vor. Dem Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland liegen aber auch Fälle vor, in denen Personen über WhatsApp kontaktiert wurden oder Internetseiten von angeblichen Banken oder Kreditvermittlern aufgerufen wurden.

Die übliche Vorgehensweise: Kriminelle erstellen zum Beispiel bei Facebook gefälschte Profile oder Seiten mit einer falschen Identität. Dann verschicken sie massenhaft Freundschaftsanfragen. Wer diese annimmt, erhält private Nachrichten von Personen, die angeblich erfolgreich einen Kredit aufgenommen haben. Oft geht es zunächst gar nicht um Geld. Um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen, sprechen die Täter manchmal tage- oder wochenlang über andere Themen und kommen erst dann auf die Kreditaufnahme zu sprechen.

Eine andere Masche ist, dass die Betrüger über soziale Medien Werbung oder Kommentare mit Kreditangeboten von angeblichen Banken aus anderen EU-Mitgliedstaaten posten.

Gelockt wird immer mit hohen Geldbeträgen, niedrigen Zinsen und lockeren Bedingungen für die Kreditvergabe. Häufig wird damit geworben, dass der Kredit schufafrei sei.

Der Text einer Werbeanzeige könnte etwa so lauten:

Du suchst einen Kredit? Wir bieten Dir einen Kredit zwischen 5.000 und 100.000 Euro. Und das für nur 2 % Zinsen. So kannst Du Deine Schulden bezahlen und brauchst Dir keine Sorgen zu machen. Interessiert? Dann melde Dich bei uns: E-Mail (…) oder WhatsApp + (…)

Betrugsmerkmale: Seltsame Kreditverträge und Vorauszahlung

Menschen, die sich ohnehin schon in einer finanziellen Notlage befinden und von ihrer Hausbank keinen Kredit erhalten, fühlen sich von solchen Angeboten angesprochen und wittern die Chance auf ein Darlehen.

Wer Kontakt aufnimmt, wird mit „schönen Worten“ und geschickter Gesprächsführung in die Falle gelockt, wie Verbraucherinnen und Verbraucher dem EVZ berichten.

Es folgt ein reger Schriftverkehr. Kreditangebote werden unterbreitet und sogar ein Vertrag zugesandt. Spätestens dann ist Vorsicht geboten.

Denn mit eigenwilliger Gestaltung und oft fehlerhaftem Deutsch wirken die Verträge unprofessionell und laienhaft. 

Teilweise werden auch Logos ausländischer Ministerien, bekannter Banken oder Versicherungen hineinkopiert und missbräuchlich verwendet (Hier sehen Sie Beispiele von erfundenen Kreditverträgen).

Die Alarmglocken sollten spätestens dann läuten, wenn vor Auszahlung der Kreditsumme die Überweisung eines bestimmten Geldbetrages verlangt wird, zum Beispiel für angebliche Bearbeitungsgebühren, Steuern, Geldwäschezertifikate, behördliche Genehmigungen oder Notarkosten.

Wer zahlt, wird in der Regel mit weiteren Zahlungsforderungen konfrontiert.

Das geht so lange, bis die Betrüger merken, dass ihr Opfer skeptisch wird oder schlicht kein Geld mehr hat. Beenden die Betroffenen die Zahlungen oder stellen zu viele Fragen, hören sie in der Regel nichts mehr von den Kriminellen. Sie sind auf einen sogenannten Vorschussbetrug hereingefallen.

Wichtig: Egal, wie viel Sie bezahlen, den angeblich bewilligten Betrag erhalten Sie nie. Also Finger weg, von vermeintlich schufafreien oder besonders günstigen Krediten!

So schützen Sie sich vor Kreditbetrug

  • Ignorieren Sie Kreditangebote auf LinkedIn, Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. Es handelt sich um Betrug! Solche Anzeigen können von jedermann geschaltet werden. Der Inhalt oder die Seriosität des Inserenten wird von den Plattformen nicht geprüft. Seriöse Banken würden niemals konkrete Angebote über soziale Medien machen.
  • Geben Sie Fremden keine Auskunft über Ihre finanzielle Situation.
  • Schließen Sie keine Verträge mit Personen ab, die Sie nicht kennen.
  • Geben Sie keine persönlichen Daten auf Social-Media-Kanälen preis.
  • Bezahlen Sie niemals über Bargeldtransferdienste wie Western Union, MoneyGram oder mit Gutscheinen/Bezahlkarten wie „Paysafe“ oder per Echtzeitüberweisung. 
  • Prüfen Sie im Impressum, wo der Kreditgeber seinen Sitz hat und erkundigen Sie sich bei der nationalen Aufsichtsbehörde, ob das Unternehmen tatsächlich existiert und zur Kreditvermittlung berechtigt ist. Die BaFin bietet eine Übersicht der europäischen Aufsichtsbehörden.

So erkennen Sie einen Kreditbetrug

  • Kontaktaufnahme über WhatsApp, Social Media oder E-Mail*.
  • Es werden Versprechungen gemacht, die nicht marktüblich sind (niedriger Zinssatz, keine Bonitätsprüfung, Kredit von Privatpersonen).
  • Es werden immer wieder verschiedene Gebühren verlangt: Bearbeitungsgebühren, Steuern, Verwaltungsgebühren, Aktivierungscodes, Geldwäsche-Zertifikate, Versicherungen, ...
  • Für die Abwicklung wird ein angeblicher Rechtsanwalt oder Notar zwischengeschaltet.
  • Oft holpriges und fehlerhaftes Deutsch in den Anzeigen und Fake-Profilen.
  • Meist wird eine private E-Mail-Adresse (gmail, gmx, etc.) oder Telefonnummer zur Kommunikation verwendet*.
  • Neue Facebook-Freunde berichten über angebliche Erfolgsgeschichten zu einem Kredit.
  • Um die Seriosität des Geschäfts zu untermauern, wird eine Kopie des Personalausweises des angeblichen Sachbearbeiters mitgeschickt. Das ist gerade kein Indiz für einen seriösen Kredit, im Gegenteil!
  • Sie erhalten die Zugangsdaten zu einem angeblich persönlichen Nutzerkonto auf einer Internetseite, auf der Sie das vermeintliche Bewilligungsverfahren Ihres Kredites sehen können. Vorsicht: dies sagt nichts über die Seriosität aus! Jeder kann heute innerhalb weniger Stunden eine solche Internetseite ins Netz stellen. Ob es sich dabei tatsächlich um eine Bank o. ä. handelt, wird von keiner „offiziellen“ Stelle überprüft.

*Achtung

Gewiefte Betrüger können heute mit spezieller Software die eigene Absenderkennung verschleiern und einer SMS die echte Telefonnummer einer anderen Person oder Firma verpassen (sog. SMS-Spoofing).

Beispiel: Sie erhalten eine SMS, die vorgibt, von einer real existierenden Bank in London zu stammen. In Wirklichkeit wurde die Nachricht von einem Prepaid-Handy außerhalb Europas verschickt.

Verlassen Sie sich daher nicht auf die Absendernummer!

Weitere Hinweise, dass Sie es mit Kriminellen zu tun haben. Betrüger

  • antworten in der Regel zügig, aber ggf. zu ungewöhnlichen Zeiten, die nicht den Öffnungszeiten einer Bank entsprechen,
  • verlangen rasch persönliche Daten wie Bankverbindung, Kopie des Personalausweises oder der Bankkarte, Gehaltsabrechnung,
  • verschicken eigenartige und bunt gestaltete Verträge,
  • wollen ein Fernwartungsprogramm (wie z. B. „Teamviewer“) auf Ihrem Computer installieren und Ihnen bei der Überweisung „helfen“,
  • bauen Zeitdruck auf,
  • fordern Sie auf, per VideoIdent-Verfahren ein Konto bei einer Bank zu eröffnen und die Zugangsdaten an den vermeintlichen Kreditgeber zu übermitteln.

Auf Betrug reingefallen: Was tun?

  • Sichern Sie alle Dokumente und E-Mails/Chatverläufe, die Sie haben.
  • Blockieren Sie gefälschte Profile (und melden Sie diese der sozialen Plattform), E-Mail-Absender und Telefonnummern.
  • Brechen Sie den Kontakt konsequent ab. Die Täter sind oft psychologisch sehr versiert und in der Lage, Sie weiter zu manipulieren. Auch haben sie angeblich auf alles eine Erklärung. Letztlich werden Sie Ihr Geld aber nicht zurückbekommen.
  • Erstatten Sie schnellstmöglich Anzeige bei der Polizei. Dies ist bei jeder Polizeidienststelle möglich.
  • Wenn Ihr Benutzerkonto gehackt wurde, sollten Sie dies ebenfalls der sozialen Plattform melden. Ändern Sie Ihr Passwort, wenn dies noch möglich ist. Verwenden Sie sichere Passwörter, die Zahlen, Buchstaben, Sonderzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung enthalten.
  • Wenn Sie den Tätern eine Kopie Ihres Personalausweises oder Reisepasses geschickt haben, sollten Sie dieses Dokument so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen und sich ein neues ausstellen lassen. Außerdem empfehlen wir, neben der Anzeige wegen (versuchten) Betrugs auch eine Anzeige wegen Identitätsdiebstahls zu erstatten. Deutsche Verbraucher können den Identitätsdiebstahl auch vorsorglich der SCHUFA melden.
  • Beobachten Sie in der nächsten Zeit Ihre Kontobewegungen, wenn Sie Ihre Bank- oder Kreditkartendaten preisgegeben haben. Informieren Sie Ihre Bank über den Identitätsdiebstahl.
  • Reagieren Sie auch sofort, wenn Sie Rechnungen, aber keine Ware erhalten. Möglicherweise gehen die Täter in Ihrem Namen auf Einkaufstour.
  • Wenn Sie ein Konto per Videoident-Verfahren eröffnet haben und nicht mehr darauf zugreifen können, sollten Sie dies umgehend Ihrer Bank melden.

Schwarze Liste: Finanzbetrug 

Die unabhängige Internetplattform „Watchlist Internet“ bietet eine stets aktualisierte Liste zu Finanzbetrug, darunter auch unseriöse Kreditanbieter.

Wenn Sie selbst Opfer eines Betrugsversuchs geworden sind, können Sie Watchlist Internet über ein Meldeformular informieren. Ihre Meldung wird von Experten geprüft und andere Nutzerinnen und Nutzer werden gewarnt.

Finanziert durch die Europäische Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors / der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder des Europäischen Innovationsrates und der Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen (EISMEA) wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können dafür zur Verantwortung gezogen werden.