Falsche Airline-Hotlines – Vorsicht vor Abzocke!

Bei Flugproblemen suchen Passagiere oft den schnellen Kontakt zum Kundenservice der Airline oder Buchungsplattform. Diesen Umstand machen sich Betrüger zunutze und locken Fluggäste mit gefälschten Internetseiten und falschen Telefonnummern in die Falle. Wer nicht aufpasst, kann viel Geld verlieren.

Wenn der Flug plötzlich ausfällt oder das Gepäck verloren geht, ist die Kontaktaufnahme mit der Airline für viele der erste Instinkt. Sind die Kontaktdaten nicht zur Hand, wird im Internet nach einer Telefonnummer der Fluggesellschaft gesucht. In der Hektik kann es passieren, dass man übersieht, dass man nicht auf der offiziellen Seite, sondern auf einer gefälschten Seite mit einer falschen Hotline gelandet ist.  

Dem EVZ Deutschland sind bisher Fälle bekannt, in denen sich die Betrüger als Mitarbeiter/in von Ryan Air, Air Canada, Delta Airlines und Opodo ausgaben oder vorgaben, im Auftrag dieser Unternehmen zu handeln.

Es ist davon auszugehen, dass auch unter dem Namen anderer Fluggesellschaften oder Online-Buchungsportale Betrugsversuche unternommen werden.

Beispiel: Gefälschter Ryanair-Kundendienst

Typische Vorgehensweise der Betrüger

Wer eine falsche Servicenummer wählt, wird direkt mit einem vermeintlichen Kundenbetreuer verbunden: "Willkommen bei …, mein Name ist ..., wie kann ich Ihnen helfen?“. Bereits hier ist Skepsis angebracht. Typische Hotlines haben in der Regel eine Begrüßungsansage und ein Auswahlmenü, über das man erst zu einem echten Berater gelangt.

Die vermeintlichen Mitarbeiter fragen dann nach Vor- und Nachnamen sowie nach der Buchungsnummer.

Mit diesen Daten können sich die Betrüger auf der echten Airline-Website, zum Beispiel von Ryanair, detaillierte Fluginformationen anzeigen lassen. Wünscht der Kunde etwa eine Umbuchung, können ihm die Kriminellen alternative Flüge mit genauen Zeitangaben und Umsteigeverbindungen nennen.

Für die Umbuchungsgebühr wird dann die Herausgabe der Kreditkartendaten verlangt. Spätestens hier sollten Verbraucherinnen und Verbraucher hellhörig werden. Am Telefon sollten niemals Bankdaten herausgegeben werden!     

Wer dies tut, erhält anschließend eine E-Mail mit den genauen Flugdaten. Dazu ein Link, um die Buchung zu bestätigen (siehe Beispiel). Vorsicht: Auch wenn der Link nicht angeklickt wird, können die Betrüger mit den von Ihnen preisgegebenen Kreditkartendaten Abbuchungen von Ihrem Konto vornehmen lassen.

Eine andere Masche ist, die Verbraucher dazu zu überreden, eine Fernwartungs-Software auf ihrem Smartphone oder Computer zu installieren, z. B. unter dem Vorwand, ihnen bei der Buchung helfen zu können. Mit der Installation eines solchen Tools geben Sie den Kriminellen nicht nur Zugriff auf Ihre persönlichen Daten, auch kann ihr Gerät mit Schadstoffsoftware infiziert werden.

Beispiel: Betrügerische Buchungsbestätigung mit Zahlungsaufforderung

Mit folgender E-Mail bestätigten falsche Kundenberater einer Verbraucherin einen gewünschten Ersatzflug von Europa nach Kanada und zurück. Buchungsreferenz und Ticketnummer sind frei erfunden. Das eingefügte Logo der Fluggesellschaft soll Vertrauen erwecken. Ebenso ein Screenshot der Buchungsanfrage bei der Airline. Die Verbraucherin bestätigte die vermeintliche Buchung. Ein Betrag wurde von ihrem Konto abgebucht. Ein Flugticket erhielt sie nie.

Sitz der Täter vermutlich außerhalb der EU

Die Betrüger geben am Telefon vor, entweder für die Fluggesellschaft, das entsprechende Online-Buchungsportal oder ein drittes Unternehmen zu arbeiten, das gezielt Anfragen von Reisekunden bearbeitet. Häufig fällt hier der Name PCM Travels UK Ltd (the Travelmakers), aber auch FlyCheapestOnline Limited.

Wichtig: Eine Fluggesellschaft würde keine externe Firma mit der Bearbeitung von Kundenanliegen beauftragen.

Der tatsächliche Sitz der Betrüger scheint außerhalb Europas zu liegen. So konnte über die Lokalisierung von IP-Adressen bereits ein Standort in Indien ermittelt werden. In einer Verbraucherbeschwerde an das EVZ wurde auch auf einen indischen Akzent des angeblichen Kundenbetreuers hingewiesen.

Ferienzeiten besonders anfällig für Betrugsmasche

Die Betrüger scheinen vor allem Extremsituationen auszunutzen, um ihre gefälschten Webseiten zu bewerben, zum Beispiel Pilotenstreiks oder Gepäckchaos an Flughäfen während der Sommerferien.

Denn dann sind die offiziellen Hotlines oft dauerhaft besetzt. Die Passagiere suchen nach anderen Kontaktmöglichkeiten und landen so auf den Fake-Seiten der Betrüger.

Und gerade in Stresssituationen sind Reisende offenbar eher bereit, sensible Daten an den vermeintlichen Kundenservice weiterzugeben.

Auch Social-Media-Kanäle können gefälscht sein

Um schnell Hilfe zu erhalten und nicht lange in der Warteschleife der Kundenhotline zu hängen, suchen betroffene Fluggäste auch in den sozialen Medien nach Kontaktmöglichkeiten.

Auch das machen sich Betrüger zunutze und kopieren die Social-Media-Auftritte bekannter Fluggesellschaften.    

Hinweise auf Fake-Accounts können abweichende Namen sein, z. B. wenn hinter dem Namen der Airline noch eine Ziffer steht. Oder wenn der Account erst kürzlich veröffentlicht wurde und nur wenige Beiträge enthält oder wenn ein Verifizierungssymbol fehlt.

Tipps zum Schutz vor falschen Kundenbetreuern

  • Notieren Sie sich vor Reiseantritt die offizielle Telefonnummer der Fluggesellschaft aus Ihren Reiseunterlagen. So haben Sie im Notfall die richtige Nummer parat.
  • Vertrauen Sie nicht den Webseiten/Telefonnummern, die Ihnen Google vorschlägt. Die Betrüger haben ihre gefälschten Seiten wahrscheinlich gesponsert, so dass sie vor den Seiten der echten Fluggesellschaften und Plattformen angezeigt werden.
  • Achten Sie auf die Adresse der Website. Gefälschte Internetseiten haben eine seltsame Domain, z. B. dolphin-app-9qqkm.ondigitalocean.app.
  • Seriöse Hotlines haben eine Bandansage und meist eine Warteschleife. Wenn Sie dagegen direkt mit einem Kundenbetreuer sprechen, ist Skepsis angebracht.
  • Seien Sie in hektischen Situationen, z. B. am Flughafen, wachsam. Wenn Sie am Telefon ein ungutes Gefühl haben, legen Sie auf.
  • Geben Sie niemals sensible Daten wie Ihre Kreditkartennummer am Telefon preis.
  • Installieren Sie keine Apps oder Tools (sog. Fernwartungs-Software).

Was tun, wenn Sie betrogen worden sind?

  • Wenden Sie sich an Ihre Bank. In Betrugsfällen ist es oft möglich, eine Rückbuchung (sog. Chargeback) zu veranlassen. 
  • Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
  • Entfernen Sie installierte Fernwartungssoftware von Ihrem Gerät und stellen Sie sicher, dass Sie keine Schadsoftware erhalten haben.
  • Klären Sie Ihr Anliegen mit dem echten Kundenservice der Fluggesellschaft.

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