Betrug: Finger weg von Sofortkrediten ohne Schufa

Dubiose Unternehmen aus dem EU-Ausland werben im Internet für schufafreie Kredite, die angeblich sofort ausbezahlt werden. Versprochen wird häufig auch eine goldene Kreditkarte. Doch Vorsicht: Meist handelt es sich um Abzocke. Verbraucher erhalten KEIN Geld, sondern nur eine teure Prepaid-Kreditkarte.

Video anschauen: Kreditbetrug erkennen

Es fängt mit Werbung an, die Kriminelle in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter verbreiten. Verbraucher werden aber auch per E-Mail oder mit Telefonanrufen kontaktiert. Die Masche ist immer gleich. Es wird der Eindruck erweckt, dass man ganz unproblematisch und schnell zu Geld kommen kann – selbst Arbeitslose und Personen mit geringem Einkommen oder einer negativen Schufa-Auskunft.

Wer auf die Online-Werbung klickt, wird auf eine Webseite des Anbieters weitergeleitet. In einer Bestellmaske können dann die persönlichen Daten eingegeben werden, genauso der Wunsch, in welcher Höhe man einen Kredit ausbezahlt haben möchte.

Beispieltext eines unseriösen Kreditversprechens:

Es ist so einfach: Daten eingeben, Ausweisdokument hochladen – schon wenige Tage später ist die goldene Mastercard bei Dir – ganz ohne Schufa-Prüfung und auch wenn die Bonität nicht ganz so toll ist!

→ Garantierte Kartenausgabe
→ ohne SCHUFA 
→ Kredit bis 7.500 €

Teure Prepaid-Kreditkarte statt Kredit

Auf einen Kredit warten Verbraucher aber vergeblich. Das einzige was Kunden erhalten, ist ein kostenpflichtiges Paket aus dem europäischen Ausland. Im Päckchen enthalten: eine „leere“ Prepaid-Kreditkarte. Ohne Guthaben ist diese nichts Weiteres als ein wertloses Stück Plastik. Und dafür muss auch noch gezahlt werden. Zusammen mit einer Jahresgebühr liegen die Kosten oft bei gut 100 Euro.

Zweifel bekommen Betroffene meist erst dann, wenn der Postbote vor der Tür steht. Wer die Bezahlung der Karte verweigert, bekommt es schnell mit Inkassobüros und Rechtsanwälten zu tun. Die teils überzogenen Mahngebühren sind oft genauso hoch aus wie die Anschaffungskosten für die Prepaid-Kreditkarte.

Betroffene sollten das Paket per Nachnahme NICHT annehmen und schnellstmöglich widerrufen.

Häufig sind Flüchtlinge betroffen

Mit dieser Betrugsmasche werden gezielt einkommensschwache Menschen über den Tisch gezogen. Nach den Erfahrungen des EVZ Deutschland trifft es häufig Flüchtlinge, die im Internet nach Möglichkeiten suchen, um an Geld zu kommen. Sprachliche Probleme erschweren es, die Kostenfalle zu erkennen. Hinzu kommt, dass die Anbieter auf ihren Webseiten gezielt täuschen. So wird etwa mit großen Buchstaben und mit Fotos von Luxusartikeln wie Smartphones, Uhren und Autos geworben. Ein deutlicher Hinweis auf eventuelle Kosten fehlt. Erst in sehr kleingedruckten Fußnoten und unübersichtlichen AGB werden Vertragsdetails ersichtlich.

Im Jahr 2018 gab das Landgericht einer entsprechenden Klage statt und verurteilte einen solchen Kreditvermittler aus den Niederlanden zur Unterlassung mehrerer, für den Verbraucher irreführender Werbeaussagen. Der Betrugsmasche hat dies allerdings keinen Abbruch getan.

Erklären Sie den Widerruf

Wenn Sie einen Sofortkredit oder eine Kreditkarte bestellt haben, können Sie sich hiervon wieder lösen. Handeln Sie schnell! Sie haben zwei Wochen Zeit.

Denn: Wer im Internet einen Vertrag abschließt, dem steht ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu. Das heißt, der Käufer kann den Vertrag innerhalb dieser Frist kündigen. Ein Grund muss nicht angegeben werden. Der Anbieter muss den Verbraucher auch klar und deutlich über die Möglichkeit des Widerrufs informieren, z. B. auf seiner Webseite. Tut er dies nicht, haben Sie theoretisch sogar 1 Jahr und 14 Tage Zeit, um den Vertrag rückgängig zu machen.

Der Widerruf sollte am besten per E-Mail mit Lese- und Übermittlungsbestätigung erfolgen. Lehnt der Anbieter den Widerruf ab oder kommt ein Inkassoschreiben, können sich Verbraucher an das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland wenden.

Das EVZ hilft auch schon dann, wenn Unsicherheit darüber besteht, an welche E-Mail-Adresse der Widerruf geschickt werden muss. Denn häufig wird dies in unübersichtlichen Briefen und Rechnungen nicht ersichtlich.

Auch wenn Sie nichts bestellt haben und eine Prepaid-Kreditkarte zugeschickt bekommen: Nutzen Sie vorsorglich Ihr Widerrufsrecht.

So können Sie sich vor Kreditbetrügern schützen

  • Seien Sie skeptisch bei Angeboten, die zu schön sind, um wahr zu sein.
  • Lesen Sie auch das Kleingedruckte. Und prüfen Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) des Anbieters.
  • Suchen Sie im Internet nach Erfahrungsberichten anderer Verbraucher. Geben Sie also den Namen des Unternehmers oder die Webseite, bei der Sie bestellt haben, bei Google ein. Bei Betrügern finden sich meist negative Einträge und Beschwerden.
  • Wenn Ihnen eine Prepaid-Kreditkarte per Nachnahme zugeschickt wird, die Sie nicht bestellt haben: Nehmen Sie die Karte nicht an und zahlen Sie nicht!
  • Erklären Sie gegenüber dem Anbieter den Widerruf, wenn Sie Ihre Bestellung rückgängig machen wollen.
  • Inkassoschreiben sollten NICHT ignoriert werden. Kontaktieren Sie schnellstmöglich das EVZ in Kehl. Wir helfen Ihnen kostenlos.

Bedenken Sie:

Einen Kredit erhält man nur, wenn man diesen auch zurückzahlen kann – mit Zinsen! Zinsen sind die Gebühren, die man zahlen muss, wenn man sich Geld leiht.
Und niemand verleiht Geld, ohne dass er eine Sicherheit hat, dass er das Geld auch zurückbekommt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Kreditinstitut einen Kredit vergibt, wenn die Bonität (d. h. Zahlungsfähigkeit) nicht gegeben oder unklar ist. Aus diesem Grund gibt es die Schufa.


Was ist SCHUFA?

Schufa ist die Abkürzung für „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“. Bei ihr werden Daten gesammelt, u. a. von deutschen Verbrauchern. Neben persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, Anschrift usw.) werden bei der Schufa auch Informationen zu eröffneten Girokonten, Kreditverträgen, Handyverträgen oder offene Forderungen gespeichert. So können Unternehmen, aber auch Vermieter und andere potentielle Vertragspartner in Erfahrung bringen, ob jemand zahlungsfähig ist. Also ob es wahrscheinlich ist, dass jemand z. B. einen Kredit vollständig und fristgerecht zurückzahlen kann.

Brauchen Sie Geld?

Lassen Sie sich bei einer Bank beraten, ob und zu welchen Bedingungen Ihnen ein Kredit gewährt werden kann. Gibt es Faktoren, die Ihre Kreditwürdigkeit negativ beeinflussen, können Sie sich an eine der bekannten Schuldnerberatungen wenden (Städte- und Gemeinden, Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz etc.). 

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